Gewässersanierung ohne Eingriff in die Natur

Die Ressource Wasser schützen

Der Sauerstoffgehalt ist grundlegend für das ökologische Gleichgewicht von Gewässern. Wenn er sinkt, vermehren sich Cyanobakterien (auch Blaualgen genannt), die Schlammbildung nimmt zu, Faulgase entstehen, Fische und andere Lebewesen sterben. Um dies zu verhindern, kommt das biologische Sanierungssystem der Drausy GmbH zum Einsatz.

Feine Blasen lassen erkennen, dass dieser See mit dem Drausy-System belüftet wird. / Fotos: Drausy

Cordula Jäger ist 2020 in das Unternehmen eingestiegen und hat den Firmensitz an ihren Wohnort nach Offenbach-Rumpenheim verlegt. Ihr Vater entwickelte und patentierte das druckausgleichende Verteilersystem 1998 und führte seither zahlreiche Projekte im Bereich Gewässer- und Abwasserbehandlung durch.

„Das Drausy-System kann Sauerstoff über lange Strecken gleichmäßig in Gewässern verteilen: linear oder flächig, ohne Einschränkung in Länge oder Tiefe“, erklärt sie. Das lässt sich zum Beispiel am Bansateich in Neu-Isenburg betrachten. Seit 2015 wird er vom Grund an sehr feinblasig belüftet. Dadurch wird Schlamm abgebaut und die Wasserqualität kontinuierlich aufgewertet. Der Teich kommt in sein natürliches Gleichgewicht und bleibt dauerhaft erhalten. „Dieses Jahr“, berichtet Jäger, „wird auch der Neu-Isenburger Eichenbühlweiher eine Drausy-Belüftung bekommen. Sein Wasser speist den Jacobiweiher im Frankfurter Stadtwald, der ebenfalls mit dem System aufgewertet werden soll.“

Nichts außer Sauerstoff

Der Vorteil des Verfahrens ist, dass ausschließlich Luftsauerstoff in die Gewässer eingebracht wird und keine anderen Substanzen. „Die Anwendung ist eine Anstoßtechnologie. Sie nutzt die natürliche Selbstreinigung durch vorhandene aerob – also mit Sauerstoff – arbeitende Bakterien und Mikroorganismen: Organischer Schlamm wird abgebaut und Schadstoffe am aeroben Boden gebunden – dadurch verbessert sich die Wasserqualität. Die lineare Verteilung erlaubt ein flächendeckend aerobes Bodenmilieu mit minimalem Energieaufwand und ohne Eingriff in die Natur. An der Oberfläche erkennt man lediglich feine Blasenspuren, die nach einer langen Verweildauer durch die Wassersäule an die Oberfläche treten“, erklärt Jäger.

Die Unternehmerin hat Design studiert und war 20 Jahre in der Luxusgüterindustrie tätig. „Ich wollte nachhaltiger arbeiten“,
sagt sie. 2019 stieg sie aus und gründete ihr Label Cordels mit Atelier in Offenbach-Rumpenheim. 2020 bot sich die Gelegenheit, als Unternehmensnachfolgerin der Drausy GmbH das Thema Umwelttechnik mit der bereits erprobten Technik weiterzuführen. Also stellte sie das Atelier hintan und konzentrierte sich auf die neue Aufgabe. Sie studierte sämtliche Projektdokumente, sprach mit Kunden und ließ sich von den langjährigen projektbeteiligten Wissenschaftlern erklären, was das System alles kann und wie die Zusammenhänge sind. Sie tauchte tief in die Limnologie ein, die Wissenschaft von den Binnengewässern, und ist im Austausch mit Instituten und Fachleuten, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und die Anwendung weiter zu optimieren. „Ich habe mir Erfahrung angelesen, Webinare und wissenschaftliche Kongresse besucht und mich in die Unterlagen des Unternehmens eingearbeitet“, schildert sie die Anfangsphase. Ihr Mann Olaf Jäger, ein Maschinenbauingenieur, richtete die Produktionsstätte in Offenbach ein, verbesserte bestehende Techniken und optimierte das lineare Verteilersystem, so dass noch kleinere Sauerstoffblasen, sogenannte Submilliblasen, austreten. Dadurch ist die Effizienz gestiegen und der Energieverbrauch wurde drastisch gesenkt. „Seit 2021 belüften wir mit dem verbesserten Schlauchsystem den Karpfenteich und die Gräben im Park von Schloss Charlottenburg in Berlin. Da dieses Projekt mit professionellem Monitoring begleitet wird, ist diese Anlage zurzeit unser repräsentativstes Referenzobjekt“, berichtet Cordula Jäger.

Vom Schwimmteich bis zum See

Kompressor, Druckluftbehälter und Spezialschlauch sind die Komponenten des Drausy-Systems. Je nach Gewässergröße und Zielsetzung wird auf der Basis einer Analyse der Gegebenheiten ein individuelles Paket in der Manufaktur in Rumpenheim vorbereitet. Für kleinere Projekte, zum Beispiel Angelteiche, kann ein Bausatz vom Kunden selbst installiert werden. Für größere Gewässer, die sich über mehrere Hektar erstrecken können, richtet ein Team des Unternehmens die Anlage ein, ohne dabei Ufer oder Wege zu beschädigen. Das Drausy-System wird von flachen Schuten aus ausgebracht. Inzwischen besitzt das Unternehmen eine kleine Bootsflotte für unterschiedliche Gewässergrößen. „Der Drausy-Schlauch hält mindestens 20 Jahre“, versichert Jäger. „Wir unterstützen unsere Kunden bei der Handhabung und können die Wartung übernehmen. Außerdem bieten wir die Vermietung von Systemen an.“

Je nach Druck verändern sich die Öffnungen im Drausy-Schlauch, durch die der Sauerstoff austritt.

Gegen üble Gerüche

In Abwasserkanälen wird das Drausy-System ebenfalls eingesetzt. „Dort hilft es, die Geruchsbelästigung zu vermeiden. Sie entsteht, wenn Abwasser in der Druckleitung steht“, sagt die Unternehmerin. „Die älteste im Dauerbetrieb aktive Leitungsstrecke überwindet 45 Höhenmeter und läuft seit 2002 störungsfrei.“

„Forschung und Entwicklung sind ein großes Thema, um alle Details und Anwendungsmöglichkeiten der Methode einzuschätzen, auch in welchem Ausmaß sie die Entstehung von Treibhausgas vermindern kann“, erklärt sie mit Blick in die Zukunft. Mit ihrem Unternehmen zum Wasser- und Umweltschutz beizutragen, ist ihr ein wichtiges Anliegen.

www.drausy.de

Autorin

Birgit Arens
Telefon 069 8207-248
arens@offenbach.ihk.de