Präventionsprogramm für Logistik-Unternehmen

Vorbeugen statt Ausfall

Wenn Berufskraftfahrer ausfallen, geraten ihre Arbeitgeber in Bedrängnis. Um das zu ­vermeiden, hat die MPU-Akademie Offenbach das Präventionsprogramm „Vorbeugen statt ­Ausfall“ entwickelt. Im Interview nennt Geschäftsführer Gunnar Hoyer Details.

Berufskraftfahrer stehen unter hoher Belastung.

Foto: Adobe Stock – littlewolf1989

Der Psychologe Gunnar Hoyer ist Geschäftsführer der 2013 gegründeten MPU-Akademie. Mit seinem Spezialisten-Team unterstützt er Menschen bei der Vorbereitung auf die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU). Ein neues Programm der MPU-Akademie bietet beständige Lösungen für die besonderen Herausforderungen der Logistikbranche an. Es geht darum, Unzufriedenheit, Ausfallzeiten, riskantes Fahrverhalten und Unfälle zu vermeiden. 

Herr Hoyer, was ist so speziell an der Situation der Berufskraftfahrer, dass Sie sie in den Fokus eines eigenen Präventionsprogramms gerückt haben?

Berufskraftfahrer sind das Rückgrat der Logistikbranche. Ihr Verlust, sei es durch Fluktuation oder Führerscheinentzug, kann für Unternehmen dramatische Folgen haben. Wir haben beobachtet, wie gerade Lkw-Fahrer und Paketzusteller verzweifelt zu uns kamen, nachdem sie ihre Fahrerlaubnis verloren hatten. In kleineren Unternehmen, wo eine interne Versetzung oft nicht möglich ist, führt dies fast immer zu einem Jobverlust. Unser Ziel ist es, dieses Risiko zu minimieren.

Welche Branchen oder Unternehmen möchten Sie mit diesem ­Programm erreichen?

Unser Programm richtet sich an eine breite Palette von Unternehmen, von kleinen Subunternehmen im Paketdienst bis zu mittelständischen Logistikunternehmen. Die Herausforderungen, wie Termindruck oder Kommunikationsmängel, sind in allen Betriebsgrößen ähnlich. Durch unsere verkehrspsychologische Arbeit mit den Fahrern, unzählige Gespräche und Analysen haben wir einen guten Einblick in die Probleme der Logistikbranche erhalten.

Neben einem falschen Sicherheitsgefühl der Fahrer sind oft die Arbeitsbedingungen, der Termindruck, suboptimale Gebietsaufteilung oder unzureichende Verständigung zwischen Disposition und Fahrern ursächlich für Verkehrsverstöße. Hier sehen wir als Verkehrspsychologen und Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologen gute Optimierungsmöglichkeiten für Unternehmer und Fahrer.

Wie sind Sie und Ihr Team für diese spezielle Aufgabe qualifiziert?

Unsere Expertise basiert auf tiefgehenden Einblicken in die Logistikbranche und langjähriger Erfahrung in der Verkehrspsychologie. Bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) haben wir an präventiven Sicherheitskonzepten für den industriellen Bereich geforscht. Dieses Wissen kann ausgezeichnet auf die Logistikbranche übertragen werden. Ferner bin ich selbst auch Unternehmer und habe daher einen geschärften Blick auf die wirtschaftlichen Ziele eines Unternehmens. Die Kombination aus diesem unternehmerischen Blickwinkel, der Verkehrs- und Arbeitspsychologie birgt ein erhebliches Potenzial und ermöglicht umfassende Veränderungsansätze für unsere Kunden.

Können Sie uns Ihren methodischen Ansatz näher erläutern?

Bei umfassenden Veränderungsprozessen ist es wichtig, alle Betroffenen mit ins Boot zu holen. Zuerst führen wir eine Ist-Analyse mit verschiedenen Gruppen durch – von den Fahrern bis zur Geschäftsführung. Gemeinsam erarbeiten wir, wo die Probleme im Einzelnen genau liegen (zum Beispiel Termindruck, Routenplanung, Kommunikation). Basierend darauf entwickeln wir individuelle Maßnahmen, die auf Realisierbarkeit geprüft und dann umgesetzt werden. Dieser Prozess wird kontinuierlich evaluiert und angepasst.

Welchen zeitlichen und finanziellen Aufwand sollten interessierte Unternehmen einkalkulieren?

Der Aufwand variiert je nach Betriebsgröße und Bedarf. Wir bieten alles, von eintägigen Seminaren bis zu einer langfristigen Begleitung im Veränderungsprozess an. Die Kosten richten sich nach dem Umfang der jeweiligen Maßnahmen.

Wann sehen Sie das Ziel Ihres Präventionsprogramms als erreicht an und wie geht es danach weiter?

Das Ziel ist erreicht, wenn die vorab definierten Kennzahlen stimmen, sei es in Bezug auf Pünktlichkeit oder auf die Reduzierung von Verkehrsverstößen. Die langfristige Stabilisierung der Veränderungen ist jedoch entscheidend, weshalb uns eine kontinuierliche Begleitung und Evaluierung besonders am Herzen liegt. Die MPU-Akademie Offenbach zeigt mit „Vorbeugen statt Ausfall“, dass proaktive Ansätze und tiefgreifendes Branchenverständnis Schlüsselkomponenten für den Erfolg in der Logistik sind. Mit einer Mischung aus Verkehrspsychologie und betrieblicher Praxis bietet das Programm Unternehmen nicht nur eine Absicherung, sondern auch die Möglichkeit zu einer wichtigen Veränderung.

Die Fragen stellte Birgit Arens, IHK Offenbach am Main

Kontakt

Gunnar Hoyer

Telefon 069 34873291
info@mpu-akademie.eu