Birgit Arens bei

Art & Creativ

reingeschaut

„Bloß nicht Einzelhandel“ – lautete einst Beate Richters Devise. Dann eröffnete sie 2014 einen Laden in Offenbach-Bieber. Dort gibt es vieles zum Basteln, Malen und Spielen, Schreibwaren, Schulbedarf, Geschenk- und Dekorationsartikel.

Beate Richter führt eine große Auswahl an Schreibwaren und Bastelzubehör. Bei der Sortimentsgestaltung orientiert sie sich an den Schulen vor Ort und den Wünschen ihrer Kunden sowie an saisonalen Trends. / Foto: Arens/IHK

„Ich war Großunternehmens-müde“, erklärt die Geschäftsführerin von Art & Creativ, warum sie nach BWL-Studium und einschlägiger Berufserfahrung eine alternative Tätigkeit suchte. Da es in Offenbach keinen aufs Basteln spezialisierten Händler gab und ihre heutigen Geschäftsräume mit 90 Quadratmetern Verkaufsfläche, Kellerraum und acht Metern Schaufenster dafür geeignet schienen, startete sie mit einem reinen Bastelladen mit Kerzenwerkstatt. Heute ist der Laden breit aufgestellt und damit rund ums Jahr gut frequentiert. „Sich nur auf ein Thema fixieren, das geht nicht“, sagt die Geschäftsfrau.

In der Weihnachtszeit soll sich auch der Wichtel wohlfühlen. Was zu dem skandinavischen Brauch gehört, hat Beate Richter bei Art & Creativ: kleine Möbel, Geschirr und Küchengerät, einen Briefkasten oder ein eigenes Wichtelweihnachtsbäumchen. Foto: Richter

Ostern, Herbst, Weihnachten – die wechselnden Jahreszeiten und damit zusammenhängende Anlässe machen Menschen Lust aufs Basteln. Einen speziellen Do-it-yourself-Trend, von dem aktuell immer wieder die Rede ist, verzeichnet Richter nicht. „Es sind dieselben Leute wie früher, die basteln. Oft finden junge Frauen das Interesse daran wieder, wenn sie Kinder bekommen“, beobachtet sie. Allerdings habe sich die Motivation geändert: „Früher war Handarbeit notwendig, weil es das Produkt nicht gab. Heute geht es darum, womit die Menschen ihre Zeit verbringen wollen. Das Machen ist wichtiger als das Haben“, sagt sie.

Manche Kunden fragen aber auch fertig Gebasteltes nach. „Dann fädele ich ihnen die Schnullerkette auf oder beklebe die Kommunionskerze für sie“, berichtet die Händlerin, die selbst gerne malt und werkt. Regelmäßig findet sie auf Messen sowie in Schulungen von Herstellern oder Großhändlern Anregungen und macht sich mit neuen Materialien oder Techniken vertraut. Sie probiert aus und fertigt Muster an. Manchmal kommen Kunden mit Ideen, die sich für Art & Creativ eignen.

Im Sommer verkauft Richter verstärkt Schulsachen. Natürlich seien solche Artikel auch im Internet oder im Supermarkt erhältlich. „Aber ich biete oft die bessere Qualität und dazu Zuverlässigkeit. Ich berate, bestelle und führe hier auch besondere Hefte, die manche Lehrer haben wollen. Alles, was die umliegenden Schulen verlangen, ist da oder ich besorge es schnell. So braucht der Kunde nicht lange zu suchen oder fünf verschiedene Hefte bei drei verschiedenen Versandhändlern zu bestellen.“ Mit Grundschullehrerinnen bespricht sie, welche Bastelarbeiten sich für den Unterricht eignen könnten. Die Pädagoginnen berichten, dass manche Kinder sich mit Handarbeiten schwertun und kaum mit einer Schere umgehen können. Richter hingegen zählt einige der Kleinen zu ihren Kunden: „Es gibt Kinder, die ihr Taschengeld hierherbringen. Das Interesse an eigenen Basteleien und Spielen ist groß.“ Auch die Geburtstagskisten, die mit Wunschgeschenken befüllt werden, erfreuen sich großer Beliebtheit.

Ja, der Einzelhandel sei anstrengend. An sechs Tagen in der Woche hat Art & Creativ geöffnet. Nach Ladenschluss geht es für Beate Richter mit der Verwaltungsarbeit weiter. Jemanden einzustellen kommt aktuell nicht für sie infrage. „Die Coronazeit war schon schwierig. Jetzt steigen die Preise. Die Schulhefte sind viel teurer als letztes Jahr. Mit den Jahreskatalogen gaben die Lieferanten früher Preislisten aus. Jetzt erhöhen sich die Preise auch während des Jahres“, erklärt sie, warum sie in dieser ungewissen Situation lieber auf personelle Unterstützung verzichtet.

Zum Ende des Jahres geht es bei Art & Creativ natürlich um Herbst- und Weihnachtsbasteln beziehungsweise entsprechende Dekoration. „Basteln mit Naturmaterialien und Rostmetall für den Weihnachtsschmuck sind diese Saison wichtige Themen“, berichtet sie. Und aus Skandinavien komme die Idee, es den Wichteln in der Wohnung gemütlich zu machen. „Das ist sehr beliebt und ich nehme an, dass der Trend noch stärker wird. Auf die Fußleisten werden kleine Türen geklebt, denn in der Wand dahinter soll der Wichtel wohnen. Es gibt zum Beispiel kleine, geschmückte Tannenbäumchen, Möbel, winzige Brote, Kaffeemaschinen, Gummistiefel und viel anderes Zubehör“, zählt sie auf, was auf der Fußleiste arrangiert werden kann, damit die scheuen Gäste sich wohlfühlen.
www.art-creativ-offenbach.de