Baubranche kämpft an vielen Fronten gleichzeitig

Wer Immobilien entwickelt, muss jetzt besonders flexibel sein

Die Schoofs Immobilien GmbH Frankfurt mit Sitz in Neu-Isenburg entwickelt und realisiert individuelle Bauprojekte mit unterschiedlichen Nutzungskonzepten – Lebensmittelmärkte, Fachmarktzentren, Wohn- und Geschäftshäuser sowie ganze Innenstadtquartiere. Wie sein Unternehmen den derzeitigen Herausforderungen  begegnet, beschreibt Geschäftsführer Mohamed Younis im Interview mit der Offenbacher Wirtschaft.

Der Diplom-Ingenieur Mohamed Younis (l.) leitet zusammen mit Jürgen Dräger (r.) das Team der  Schoofs Immobilien GmbH Frankfurt, die ihren Unternehmenssitz in Neu-Isenburg hat. / Foto: Schoofs Immobilien GmbH Frankfurt/David Vasicek pix123 fotografie

Ende August titelte die FAZ: „Viele Bauherren geben auf.“ Gemeint waren nicht nur private Häuslebauer, sondern auch professionelle Projektentwickler. Wie ist die Lage aktuell in Ihrem Unternehmen? Wie war die Stimmung auf der Expo Real in München, an der Sie Anfang Oktober teilgenommen haben?

Wir haben nicht damit gerechnet, aber die Stimmung auf der Messe war eigentlich gut. Natürlich ist die Situation nicht prickelnd. Aber in der Finanzkrise 2007/2008 zum Beispiel, waren alle deutlich angespannter. Was Schoofs Immobilien Frankfurt angeht – wir sind zuversichtlich. Wir wurden am 4. Oktober beauftragt, gemeinsam mit dem irischen Investmentfondsmanager Greenman und seinem Fonds Greenman OPEN bis zum Jahr 2025 ein Portfolio von elf Fachmarktzentren beziehungsweise Mixed-Use-Immobilien mit einem Volumen von 215 Millionen Euro zu entwickeln.

Außerdem sinkt wegen der hohen Zinsen die Nachfrage nach Wohneigentum. Wer jetzt noch kein Eigentum erworben hat, mietet lieber und hat eine absehbare monatliche Belastung. Da wir Wohnungen vermieten, spielt uns das in gewisser Weise in die Karten.

Corona, gestörte Lieferketten der Krieg in der Ukraine – diverse Ursachen haben dazu geführt, dass Rohstoffe immer knapper und teurer geworden sind. Wie gehen Sie damit um?

Die Entwicklung hat früher begonnen. Holz war schon vor Corona knapp, weil alle nachhaltiger bauen wollten. Industrie und Hersteller haben entsprechend die Preise erhöht. Für uns ist es wichtig, flexibel zu bleiben. Wenn Holz teuer ist, verwenden wir mehr Stahlbeton. Jetzt lässt aber der Krieg die Stahlpreise steigen. Wir pendeln zwischen hohen Baumaterialkosten.

Unsere Lagerkapazitäten haben wir vergrößert und zum Beispiel Dämmstoffe auf Vorrat erworben. Vorher haben wir sie just in time gekauft. Jetzt übernehmen wir auch Material, wenn andere Unternehmen Projekte einstellen oder verschieben.

Spielen recycelte Materialien eine Rolle für Ihr Unternehmen? Recyceln Sie selbst?

Wenn alte Gebäude abgebrochen werden, um auf den Flächen neue zu errichten, werden Beton, Steine und Metall gesondert recycelt. Das geschieht auf einem globalen Markt mit stark schwankenden Preisen. Es gibt oft große, kaum erklärbare Verwerfungen. Wir selbst recyceln Stein und Beton. Wenn sie nicht kontaminiert sind, verfüllen wir sie unter den Parkplätzen am Abbruchort.

Gibt es schon eine Strategie, um die drohenden Energie-Engpässe beziehungsweise die geradezu explodierenden Energiepreise zu bewältigen?

Leider ist Bauen eine Branche mit hohem Energiebedarf. Es gibt wenig Einsparmöglichkeiten. Unseren Fuhrpark stellen wir mithilfe staatlicher Förderungen auf hybride Fahrzeuge um. Wie wir E-Fahrzeuge einsetzen können, prüfen wir noch.

Die Dächer der Märkte, die wir bauen, erhalten meist Fotovoltaikanlagen. Bei der Planung wird deshalb die Ausrichtung besonders berücksichtigt. Die gewonnene Energie wird zukünftig eher selbst verbraucht, statt sie einzuspeisen. Die Speicherung bleibt vorerst ein Problem.

Einige Bauherren scheitern derzeit an steigenden Zinsen oder an der Finanzierung und klagen außerdem über einen Mangel an Förderungen. Welchen Stellenwert haben diese Themen für Ihr Unternehmen?

Die Investoren sind sehr abhängig von den Zinsen und niemand weiß, wie hoch sie in einem Jahr sein werden. Weil eine langfristige Planung gerade unmöglich ist, warten viele Investoren ab. Das verursacht natürlich eine gewisse Starre auf dem Markt.

Auch dass Fachkräfte fehlen, gefährdet den Fortschritt auf Deutschlands Baustellen. Ausbildungen, gerade in technischen Berufen und im Handwerk, sind bei jungen Menschen eher unbeliebt. Eine Besserung ist nicht in Aussicht und der demografische Wandel verschärft die Situation. Was unternehmen Sie zur Fachkräftesicherung?

Wir vergeben Praktika und bilden Büro- und Immobilienkaufleute aus. Außerdem bieten wir in Kooperation mit Hochschulen die dualen Studiengänge Immobilienmanagement und Bauingenieurwesen an. Die Auszubildenden und die Studenten werden vom ersten Tag an ins Team integriert und ans Unternehmen gebunden. Man kann nicht warten, bis die jungen Menschen mit der Uni fertig sind.

Außerdem haben wir Fachkräfte aus der Ukraine eingestellt und arbeiten mit Subunternehmern aus dem EU-Ausland zusammen. Auch Quereinsteiger bekommen bei uns eine Chance – wenn der Mensch zu uns passt, dann bekommt er das fachliche Rüstzeug bei uns gelehrt.

Die Inflation beeinflusst das Konsumverhalten der Menschen in Deutschland erheblich. Sie schränken sich ein und sparen. Die Schoofs Immobilien GmbH Frankfurt sagt von sich „Wir bauen Märkte“. Ist die Spezialisierung auf den Einzelhandel in Zeiten wie diesen noch sinnvoll?

Bei uns geht es vorwiegend um den Lebensmitteleinzelhandel. Lebensmittel sind kein Luxus. Die Menschen müssen essen. Auch Drogeriemärkte gehören zu unseren Kunden. Dort wird immer gekauft. Es hieß: Der Onlinehandel wird den stationären Handel kaputt machen. Für Lebensmittel spielt online in Deutschland bisher keine große Rolle. Man darf gespannt sein, ob immer noch alles bestellt wird, wenn die Transportkosten weiter stark steigen und wenn Retouren nicht mehr kostenlos sind. Ich glaube, der stationäre Handel und die Gastronomie werden überleben. Die Guten werden immer eine Antwort haben.

Die Fragen stellte Birgit Arens, IHK Offenbach am Main.

Kontakt

Mohamed Younis
Telefon 0177 2213377
E-Mail younis@schoofs-frankfurt.de
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