Digitaler Wandel mit realen Problemen

Wie gesund ist die Arbeit von zu Hause?

Die Pandemie birgt wertvolle Erkenntnisse über Gesundheitsrisiken im Homeoffice.

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Das Homeoffice ist grundsätzlich eine positive Entwicklung, doch während der Pandemie erhobene Studien zeigen interessante und teils unerwartete Analogien mit möglichen Gesundheitsgefährdungen auf. Arbeitsverdichtung, Stress, soziale Isolation, Monotonie und Bewegungsmangel haben sich in den vergangenen Jahren weiter verschärft.

Der Anstieg psychischer Diagnosen wie Burn-out und Depressionen hat 2021 – im zweiten Jahr der Pandemie – einen kräftigen Zuwachs erhalten. Ein Zufall? Vieles spricht dafür, dass Einsamkeit und übermäßige Bildschirmzeit solche Phänomene mitbedingen. Dass Schlafstörungen deutlich zugenommen haben, kommt gar nicht so überraschend: Die ständige Verfügbarkeit der Arbeitsmittel und die dauerhafte Erreichbarkeit zu Hause haben eine Entgrenzung von Beruf und Privatem zur Folge. Es ist erwiesen, dass Beschäftigte im Homeoffice einen anderen Biorhythmus haben, deutlich später einschlafen und aufwachen. 

Ferner nahm während der Pandemie europaweit auch die körperliche Aktivität, gemessen an der täglichen Schrittzahl, signifikant ab. Eng verbunden mit dem Bewegungsmangel sind Zivilisationskrankheiten des 21. Jahrhunderts wie Fettleibigkeit, Herzinfarkt, Schlaganfall, Fettlebererkrankung, Diabetes und mittelbar auch Krebserkrankungen. Es obliegt vor allem den Betriebsärzten, hier einen präventiven Ansatz zu vermitteln. Denn: Wer bewusst lebt, der arbeitet auch gesünder.

Arbeit im Homeoffice kann gut und förderlich sein, birgt aber auch neuartige Gefahren. Der Arbeitgeber muss einerseits ein Minimum an Ergonomie zur Verfügung stellen, auch wenn die Handhabe weniger klar geregelt ist als im „guten alten Büro“. Andererseits können psychische und physische Gefährdungen im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge adressiert werden. Leider ist der Zugang zum Betriebsarzt von zu Hause nur begrenzt möglich. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass gerade zu dieser Zeit telemedizinische Beratungen Marktreife erlangen.

Um Gesundheitsrisiken für ihre Fachkräfte zu erkennen und zu bewerten, sollten Arbeitgeber auf betriebsärztliche Expertise zurückgreifen. Die arbeitsmedizinische Vorsorge bei Bildschirmarbeit muss auch im Homeoffice angeboten werden.

Autor

Dr. med. Philip Ferstl, MHBA
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