Neu-Isenburg fit für die Zukunft machen

Wo Unternehmen in bester Gesellschaft sind

Andrea Quilling, Leiterin der Wirtschaftsförderung, und Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein sind die wichtigsten Ansprechpartner für Unternehmen in Neu-Isenburg. Sie nehmen Stellung zur aktuellen Situation am Wirtschaftsstandort und beschreiben, wie sie seine Zukunft gestalten.

Fotos: Stadt Neu-Isenburg/Max Isele, IHK/Birgit Arens

Im Bezirk der IHK Offenbach am Main ist Neu-Isenburg der stärkste Wirtschaftsstandort. Was ist Ihrer Ansicht nach der entscheidende Standortfaktor, der Ihre Stadt für Unternehmen attraktiv macht und sie florieren lässt?

Andrea Quilling: Ganz entscheidend für die Stärke des Wirtschaftsstandortes Neu-Isenburg sind selbstverständlich die harten Standortfaktoren des vergleichsweise sehr niedrigen Gewerbesteuerhebesatzes mit derzeit 345 % sowie die sehr gute Lage inmitten der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main mit bester Anbindung über drei Autobahnen, die A 3, die A 5 und die A 661 bei gleichzeitig guter Erreichbarkeit auch mit dem ÖPNV. Insbesondere die geplante Regionaltangente West wird die Erreichbarkeit für Pendler extrem verbessern und Individualverkehre verringern. Auch die unmittelbare Nähe zum Flughafen Frankfurt/Rhein-Main, der natürlich für angrenzend lebende Menschen auch Schattenseiten hat, ist ein entscheidendes Plus für den Wirtschaftsstandort.

Welches Potenzial gibt es für Neuansiedlungen von Gewerbe?

Dirk Gene Hagelstein: Aufgrund der vollständig bebauten Gemarkungsfläche Neu-Isenburgs, die keine noch nicht entwickelten Gewerbegebiete mehr hat und im Flächennutzungsplan zulässt, wird in Neu-Isenburg traditionell im Wege des Flächenrecyclings neu angesiedelt. Potenzial besteht insofern auf Gewerbeflächen, die in der Vergangenheit insbesondere industriell genutzt wurden und aufgegeben worden sind, so zum Beispiel auf dem ehemaligen Rundschaugelände in der Rathenaustraße. Hier finden Gespräche über die Ansiedlung eines Data-Centers statt. Weiteres Potenzial ist selbstverständlich auch das als urbane Fläche festgesetzte Quartier „Neue Welt“ auf rund elf Hektar ehemaliger Gewerbefläche von DuPont. Hier kann ein moderner neuer Mix von Wohnen im Kern und umliegendem Gewerbe entstehen. Es gibt dort Platz für rund 1.900 Arbeitsplätze und Wohnraum für rund 1.700 Menschen. Weiteres Potenzial gibt es gegebenenfalls in einer im Einzelfall zu prüfenden Verdichtung im Gewerbegebiet Süd. Erhebliches Potenzial bietet aber die bereits angesprochene RTW-Regionaltangente West, die die Gewerbegebiete Gehespitz über den Bahnhof, das Gewerbegebiet Süd über fünf Haltestellen entlang der Schleussnerstraße, Carl-Ulrich-Straße, Friedhofstraße, und das Gewerbegebiet Ost, Birkengewann, optimal für Pendlerinnen und Pendler mit öffentlichem Personennahverkehr versorgen soll – mit direkter Verbindung an den Flughafen Frankfurt am Main und den Norden Frankfurts.

Sind irgendwelche Branchen im Neu-Isenburger Unternehmensmix ­unterrepräsentiert, so dass zu ihnen zählende Betriebe besonders willkommen wären?

Andrea Quilling: Der Gewerbestandort Neu-Isenburg freut sich über einen gesunden Branchenmix. Wir finden hier natürlich im Wesentlichen dienstleistungsorientierte Betriebe, aber auch noch traditionelles, inhabergeführtes Handwerk bis hin zu namhaften Brands, viel auch im Bereich IT. Wie überall eher unterrepräsentiert sind Produktions- und Industriebetriebe, das ist in Deutschland aber nichts Besonders mehr. Uns sind Neuansiedlungen grundsätzlich willkommen.

Wie unterstützen Sie Unternehmen dabei, in Neu-Isenburg Fuß zu fassen und erfolgreich zu werden?

Dirk Gene Hagelstein: Die Stadt Neu-Isenburg verfügt über eine kleine, handlungskräftige, kooperativ arbeitende und dienstleistungsorientierte Verwaltung. Das ist unser großer Vorteil und für Unternehmen werden dadurch kurze Wege innerhalb der Verwaltung sichergestellt. Wir bieten einen ämterübergreifenden Investorenservice, das heißt, je nach Sachverhalt kommen beispielsweise Baugenehmigungsbehörde, Brandschutz und sonstige erforderliche Behörden gleich zu Beginn eines Vorhabens zusammen an einen Tisch. Nachfrageorientierte Beratungsangebote werden dabei ganz großgeschrieben, und wir sind in Neu-Isenburg eine starke Gemeinschaft mit direktem Kontakt und besten Aussichten für Unternehmen.

Andrea Quilling leitet die Wirtschaftsförderung der Stadt Neu-Isenburg. 

Foto: Stadt Neu-Isenburg

Dirk Gene Hagelstein ist Bürgermeister der Stadt Neu-Isenburg. 

Foto: Stadt Neu-Isenburg

Sie haben die „Starke Kampagne für einen starken Standort“ ­gestartet. Was hat Sie dazu motiviert und was soll die Kampagne erreichen?

Andrea Quilling: Neu-Isenburg ist ein starker Wirtschaftsstandort und soll es auch bleiben. Die ganz neu aufgelegte Standortkampagne soll den Wirtschaftsstandort fokussiert vorstellen und nachhaltig stärken. Innovation, konstante Weiterentwicklung, aktives Marketing sind dabei essenziell, um neue Standortvorteile zu schaffen und vorhandene zu kommunizieren. Professionelles Marketing gehört einfach dazu.

Welche Bausteine umfasst die Kampagne, wen sprechen sie damit an und wie wird sie kommuniziert?

Dirk Gene Hagelstein: Die Kampagne umfasst ein ganzheitliches Konzept. Ganz klassisch mit Print und Anzeigenschaltungen, Flyer, Kontaktaufnahmen mit ansässigen Unternehmen bis hin zu Onlinewerbung, Bannerwerbung sowie Marketing auf den bestehenden Social Media Accounts der Stadt; Landingpage ist dabei immer die städtische Homepage www.neu-isenburg.de/wirtschaft. Wir wollen damit nicht nur die ansässigen Unternehmen erreichen, bei denen wir uns für ihre Standorttreue an dieser Stelle ganz ausdrücklich bedanken, sondern natürlich auch interessierte neue Unternehmen für Neu-Isenburg begeistern; die Kampagne richtet sich aber auch an Investoren, bestehende Netzwerke und Stakeholder.

Zu den aktuell größten Herausforderungen der Unternehmen in unserer Region gehört, dass sie kaum Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden. Was tut die Stadt, damit Fachkräfte gerne in Neu-Isenburg arbeiten und vielleicht auch leben?

Andrea Quilling: Fachkräftemangel, der „War for Talents“, ist überall eine der forderndsten Hürden, die in den kommenden Jahren noch höher wird. Die Stadt versucht insbesondere mit der sogenannten „Urbanen Gebietsfestsetzung“ in dem Bereich „Neue Welt“ mit einer Mischung von Wohnungs- und Arbeitsplatzangebot Fachkräfte für Neu-Isenburg speziell gewinnen zu können. Neu-Isenburg verfügt darüber hinaus über eine gute Infrastruktur, was Einkaufen, Gaststätten, Lifestyle, Kultur betrifft. Lebensqualität ist das Stichwort. Eine Vernetzung dieser Angebote zu den Unternehmen und deren Mitarbeitenden ist dabei ein Aufgabengebiet.

Isenburg-Zentrum, Alter Ort, Frankfurter Straße und Bahnhofstraße bieten viele unterschiedliche Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten. Es gibt aber auch – wie in anderen deutschen Städten – Leerstände sowie manche Einzelhändler und Gastronomen, die um ihre Existenz fürchten. Wie beurteilen Sie die Situation der Gewerbetreibenden in Neu-Isenburgs Ortszentrum?

Dirk Gene Hagelstein: Die Situation des Einzelhandels ist generell, wie Sie sagen, derzeit nicht gut. Ein in den letzten Jahren deutlich verändertes Einkaufsverhalten, der Onlinehandel, der insbesondere in der Coronazeit noch an Stärke zugelegt hat, machen es für örtliche Einzelhändler schwer. Mit unserem Isenburg-Zentrum verfügen wir glücklicherweise noch über ein innerstädtisch gelegenes Einkaufszentrum, das für Kundenfrequenz sorgt. Tendenziell wird aus Fachkreisen berichtet, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher künftig möglicherweise doch wieder lieber auf einen Einkauf in Geschäften besinnen. Wir versuchen, die Kernstadt durch unser Fördergebiet „Vom Alten Ort zur Neuen Welt“, das in ein städtebauliches Förderprogramm Wachstum und nachhaltige Erneuerung aufgenommen wurde, zu stärken. Aufenthaltsqualitäten zu verbessern, um Passantenfrequenz zu erhöhen. Ganz aktuell sind wir dabei, ein City-Management für die Innenstadt zu beauftragen, um noch mehr Marketing speziell für den Einzelhandel zu machen, um stärkere Netzwerke zu begründen und städtebauliche Qualitäten zu stärken.

Wie nehmen Sie Einfluss, damit die Innenstadt eine hohe Aufenthaltsqualität behält und lebendig bleibt?

Andrea Quilling: Die Stadt hat es in der Hand, ihren öffentlichen Straßen- und Verkehrsraum so zu gestalten, dass er neben Mobilitätsqualitäten auch eine hohe Aufenthaltsqualität bietet. Im Rahmen des von Herrn Hagelstein erwähnten Förderprogramms Wachstum und nachhaltige Erneuerung „Vom Alten Ort zur Neuen Welt“, hat die Stadt ein Anreizprogramm für Eigentümerinnen und Eigentümer aufgelegt. Hier werden Gebäudesanierungen, Klimaanpassungsmaßnahmen, Entsiegelungen sowie Begrünungen bezuschusst. Auch die hier in Neu-Isenburg traditionell sehr zahlreich ansässige Gastronomie sorgt für Aufenthaltsqualität, vor allem auch außerhalb von Geschäftszeiten. Das ist uns wichtig und sorgt für Frequenz. Die Gastronomie steht allerdings derzeit wie Unternehmen auch vor der Herausforderung, Fachkräfte zu gewinnen.

Neu-Isenburg feiert dieses Jahr seinen 325sten Geburtstag. Was wäre aus Ihrer Sicht das schönste ­Geburtstagsgeschenk für Ihre Stadt?

Dirk Gene Hagelstein: Das schönste Geburtstagsgeschenk bekommen wir dieses Jahr am 24. Juli, dem Stadtgeburtstag und Gründungstag Neu-Isenburgs, nämlich das Recht, den Namenszusatz Hugenotten- und Waldenserstadt tragen zu dürfen. Darüber freuen wir uns sehr. Und natürlich wünschen wir uns, dass interessierte Unternehmen Neu-Isenburg als potenziellen Standort in Betracht ziehen. Sie sind in Neu-Isenburg in bester Gesellschaft!

www.neu-isenburg.de/wirtschaft

Die Fragen stellte Birgit Arens, IHK Offenbach am Main

Neu-Isenburgs „Starke Kampagne für einen starken Standort“ in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Agentur Appel Nowitzki soll den Wirtschaftsstandort fokussiert vorstellen und nachhaltig stärken. 

Grafik: Appel Nowitzki