Plädoyer für ein regionales Ökosystem
Die Zeit des unkomplizierten und zuverlässigen Zugangs zu Ressourcen gehört der Vergangenheit an. Das hat die Coronapandemie verdeutlicht. Mit dem Ukrainekrieg ist dies besonders eklatant geworden. Staaten und Unternehmen müssen diese Tatsache einsehen.
Auf Initiative Deutschlands und Frankreichs soll im März 2023 der „Critical Raw Material Act“ auf EU-Ebene präsentiert werden. Das Gesetz soll die Bedarfsdeckung mit Rohstoffen gewährleisten, die als strategisch oder kritisch bewertet werden. Als solcher gilt zum Beispiel Lithium. Über die nachvollziehbare und erklärte Absicht hinaus, die EU-eigene Wertschöpfungskette zu stärken, geht es hier um nichts weniger als unsere Kapazität als Kontinent und als Land, die existenzielle Transformation unserer Industrie zu meistern – oder eben nicht.
Dabei wäre es trügerisch, sich lediglich mit kritischen Ressourcen zu beschäftigen. Ein Blick auf Hessen verrät, dass unsere regionalen Lieferketten stark durch die ungenügende Versorgung mit „einfachen“ mineralischen Rohstoffen bedroht sind. Nicht mangels Ressourcen, wie es mit Wasser zunehmend der Fall ist, sondern aufgrund der fehlenden Zugangssicherheit zu den vor Ort existierenden Lagerstätten. Denn über Sand, Kies und Naturstein verfügt Hessen reichlich. Aber die Politik muss ein klares Commitment für die Rohstoffgewinnung abgeben und Planungssicherheit für die Unternehmen schaffen. Diese Anforderung haben die hessischen IHKs in ihrem Positionspapier „Regionalen Rohstoffabbau für nachhaltiges Wirtschaften in Hessen sichern“ sehr klar formuliert. Der regionale Rohstoffabbau ist ein strategischer Erfolgsfaktor für Hessen. Das ist einigen Unternehmen schon länger bewusst und sie profitieren davon am Markt.
Diese Ausgabe der Offenbacher Wirtschaft mit dem Titelthema „Ressourcen im Blick“ gibt Ihnen unter anderem Einblicke in Unternehmen aus unserer Region, die regionale Kreislaufwirtschaft mit Ressourcenschonung als strategischen Baustein erkannt und in erfolgreiche Geschäftsmodelle umgewandelt haben. Viel Spaß bei der Lektüre und beim Finden von Anregungen für Ihr eigenes unternehmerisches Fortkommen!
Robert Glaab
Vizepräsident der IHK Offenbach am Main und
Geschäftsführer der Glaabsbräu GmbH & Co. KG in Seligenstadt / Foto: IHK