Warum Unternehmenskultur für das Employer Branding wichtig ist

Mehrwert Büro

Marisa Leutenecker, Expertin für Employer Branding, New Work und Corporate Culture erklärt, wie es Unternehmen gelingt, sich als attraktiver Arbeitgeber für die Generation Z zu präsentieren.

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Die Bedeutung von Unternehmens­kultur rückt in Zusammenhang mit dem Thema Employer Branding immer mehr in den Fokus von ­Unternehmen. Warum ist Kultur für das Employer Branding so wichtig?
Kultur ist für mich ein zentraler Schlüsselfaktor und die Basis von allem, was Employer Branding ausmacht und sich sowohl an die Mitarbeitenden, aber auch an potenzielle Bewerberinnen und Bewerber richtet. Unter Kultur verstehe ich die Grundprämissen, auf die sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Unternehmen einigen. Diese werden also, wenn neue Personen ins Unternehmen kommen, weitergegeben. Deswegen ist es wichtig, dass bereits bei Rekrutierungsprozessen Kulturdimensionen mitschwingen und dass Kandidaten, die sich auf einen Job bewerben, schon von vornherein klargemacht wird, auf was sie sich einlassen. Selbstverständlich kann sich Kultur auch aktiv weiterentwickeln und verändern. Es ist daher eine Anforderung an das Employer Branding, den Kultur-Fit herzustellen und dabei schon im Blick zu haben, in welche Richtung sich die Unternehmenskultur weiterentwickeln muss.

Marisa Leutenecker ist Expertin für Employer Branding, New Work und Corporate Culture. Die studierte Betriebswirtin und Master in Creative Communication & Brand Management unterstützt Unternehmen, attraktive, zukunfts- und mitarbeitendenorientierte Arbeitgeber zu werden.

Jungen Mitarbeitenden sind Purpose und wertebasiertes Arbeiten wichtig. Was können Arbeitgeber tun, um ihre Unternehmenskultur für die Generation Z greifbar zu machen?
Zunächst einmal ist es wichtig, die Perspektive zu wechseln. Bei dem Thema Purpose geht es um die Daseinsberechtigung, also wozu ist das Unternehmen da und welchen Mehrwert bietet es der Gesellschaft? Die Generation Z, auch Gen Z, wächst in einer Welt auf, in der viele Grundbedürfnisse gedeckt sind. Dabei werfen Entwicklungen wie Klimawandel, zunehmende Globalisierung und die Digitalisierung neue Fragen auf, die die Gen Z nicht nur im Privaten, sondern auch bei der Arbeit bewegen. Deswegen ist es für Unternehmen wichtig, sich mehr mit dem eigenen Wertbeitrag für die Gesellschaft zu beschäftigen – und diesen dann auch aktiv zu kommunizieren.

Wie könnte das funktionieren?
Wenn bereits Mitarbeitende der Generation Z im Unternehmen sind, empfehle ich, Workshops durchzuführen, um herauszufinden, was der jungen Generation wichtig ist und was sie aktuell schon positiv am Arbeitgeber bewertet. Meistens ist es so, dass schon ganz viel da ist, es aber vor allem darum geht, es noch mal anders ins Schaufenster zu stellen.

Purpose ist übrigens nicht nur ein gesellschaftliches Thema. Die Generation Z findet auch in einer Gemeinschaft Purpose. Das heißt, Teams, die sich gegenseitig unterstützen, die sich fördern und von denen man lernen kann. Auch das ist der Gen Z deutlich wichtiger als den Generationen davor. Das als Unternehmen zu nutzen, sehe ich als wahnsinnig großes Potenzial. Wenngleich die Gen Z im Digitalen zu Hause ist, so sind der jungen Generation nach wie vor persönliche Erlebnisse als Team wichtig, die die Gemeinschaft dann auch im Virtuellen weiter stärken können.

Inwieweit trägt die Arbeitsplatz­gestaltung zur Wahrnehmung von Unternehmenskultur bei?
Gerade im Employer Branding ist die Arbeitsplatzgestaltung ein Eckpfeiler. Am Ende des Tages prägt es ja mit, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Tag ihren Job erleben und in welchem Umfeld sie dies tun. Daher müssen Unternehmen definieren, wie sich die Unternehmenswerte auch in einem physischen Raum wiederfinden können. Hier ist Authentizität gefragt. Wenn ich mich als Unternehmen positioniere, das innovativ ist und flache Hierarchien hat, dann ist es nicht authentisch, wenn nachher jeder in seinem Einzelbüro sitzt.

Was macht aus Ihrer Sicht das Büro für die Gen Z, aber auch generell für alle Generationen attraktiv?
Das Büro ist attraktiv, wenn es ein Ort der Begegnung ist. Und wenn es das liefert, was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre aktuelle Tätigkeit suchen und benötigen. Sprich, kontextbasierte Möglichkeiten zum Arbeiten, also eine Stillarbeitszone ebenso wie eine Workshopzone. Dabei muss der Büroarbeitsplatz ein Stück attraktiver sein als das, was ich im Homeoffice vorfinde, da meist der Arbeitsweg als Opportunitätskosten eingepreist werden muss. Das ist eine Aufgabe, die es derzeit zu bewältigen gilt. Das Büro wird auch in Zukunft weiter seine Berechtigung haben. Aber es wird sich verändern und andere Funktionen abdecken müssen. Dass jeder seinen festen Schreibtisch und sein festes Büro hat, das wird es so nicht mehr geben. Dafür Shared Offices und interaktive Meetingräume. Ich sehe es als große Chance an, sich neu erfinden zu können und Büros Schritt für Schritt zu revitalisieren.

Die Fragen stellte

das Redaktionsteam des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA), Wiesbaden
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