IHK-Jahresempfang Blue Meets Green

Stimmt das, Frau Teucher?

Die Expertin für Zukunftskompetenz und nachhaltiges Wirtschaften Tina Teucher wird mit ihrem Impulsvortrag „Challenge accepted: Tradition und Innovation verbinden“ den Auftakt zum ­IHK-Jahresempfang am 9. September 2024 geben. Hier kommentiert sie einige verbreitete Ansichten zum Thema Nachhaltigkeit.

Tina Teucher ist Speakerin, ­Moderatorin, Autorin und Beraterin für nachhaltiges Wirtschaften.

Foto: Axel Öland

Nachhaltigkeit, das ist doch nur ein Trend!

Genau! Ein Megatrend, der über Jahrzehnte anhält. Sowohl die Krisen – wie Klimaerhitzung und Biodiversitätsverlust – als auch die Chancen – wie nachhaltige Innovationen – gehen so schnell nicht wieder weg. Und Unternehmen, die für mehr Nachhaltigkeit arbeiten, ­können davon profitieren.

Was in Deutschland passiert, spielt keine Rolle, wenn Länder wie China, Indien oder die USA nichts ändern.

Weltweit liegt Deutschland auf Platz 7 von 193 Ländern bei den CO2-Emissionen! Im europäischen Vergleich hat Deutschland die höchsten Emissionen – mit diesem Argument könnten sich also alle anderen europäischen Länder von der Verantwortung freimachen, Klimaschutzmaßnahmen zu treffen. Der Fraktionsvorsitzende der Fratelli d’Italia, einer rechtsradikalen italienischen Partei, gab sogar Deutschland die Schuld an der Hitzewelle in Italien, da die CO2-Emissionen pro Kopf in Deutschland über 50 Prozent höher sind als in Italien.

Unser Wohlstand bringt auch Verantwortung mit sich. Jemand mit solchen Ressourcen muss beginnen, mit gutem Beispiel vorangehen und Ideen generieren, wie klimaneutrales Leben möglich ist. Das macht es anderen Akteuren leichter, die Strategien für sich zu nutzen beziehungsweise sie anzupassen und weiterzuentwickeln. Als Wirtschaftsstandort mit großem Fachwissen kann Deutschland große Wirkung entfalten. Denn von den Technologien, die deutsche Unternehmen zur Problemlösung entwickeln, profitieren auch andere Akteure – auch in Ländern mit zum Beispiel weniger Expertise im entsprechenden Gebiet oder nicht genügend finanziellen Mitteln für die Entwicklung. Die dabei entwickelten Patente kommen den deutschen Unternehmen dann wieder zugute.

China und die USA haben aktuell hohe CO2-Emissionen. Aber: Sie haben viel stärkere Programme zur Reduktion laufen. Schon heute fährt jedes vierte verkaufte Auto in China elektrisch. Außerdem ist CO2 über hunderte Jahre in der Atmosphäre klimawirksam, weshalb die Entwicklung auch historisch betrachtet werden muss. Deutschland besetzt Platz 3 (von 193) auf der Liste der Länder, die seit 1792 die meisten Emissionen ausgestoßen haben, und hat deshalb eine Mitverantwortung, diese Entwicklung umzukehren.

Nachhaltigkeit ist einfach nur teuer.

Nachhaltiges Wirtschaften braucht oft hohe Investitionen – aber es sind eben Investitionen in die Zukunft, keine reinen Kosten. Es gilt, langfristig zu denken. Schon kurz- bis mittelfristig ist Nachhaltigkeit bereits ein Verkaufsargument für eigene Produkte und kann – richtig kommuniziert – zu einem höheren Absatz und/oder zu stärkerer Kundenbindung führen.

Die Entwicklung neuer Technologien birgt Chancen mit wirtschaftlichem Nutzen in der Zukunft – von der Einführung neuer Produkte über die Verbesserung bestehender bis hin zur Eröffnung ganz neuer Geschäftszweige. Stichwort: Dienstleistung statt Konsum. Auch das zentrale Thema erneuerbare Energien hat großes Potenzial, die Wirtschaft zu stärken. Beides hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung nachgewiesen.

Kleine und mittelständische Unternehmen haben andere Sorgen, Digitalisierung und Fachkräftemangel zum Beispiel.

Nachhaltigkeit bietet auch kleinen Unternehmen teils große finanzielle Einsparpotenziale. Rechtlich und politisch gelten häufig andere Vorgaben als für Konzerne und so gibt es teils branchenbezogene Nachhaltigkeitsmanagementinitiativen, die sich gezielt an KMU richten und bewusst auf die Probleme, Sorgen und Potenziale kleinerer Firmen eingehen. Zudem werden junge Menschen immer umweltbewusster. Nachhaltig agierende Unternehmen sind deshalb attraktive Arbeitgeber und ziehen so hoch qualifizierte, flexible Fachkräfte an. Auch digitale Lösungen stehen nicht im Gegensatz zu Nachhaltigkeit, sondern beide können einander befruchten. Wir können die Arbeit für mehr Nachhaltigkeit also nutzen, um gleichzeitig die jetzt akut erscheinenden Probleme an der Wurzel zu packen – ganzheitlich lösungsorientiert, für unsere Firmen und eine lebenswerte Zukunft.

www.tinateucher.com

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IHK-Jahresempfang 2024

Termin: Montag, 9. September 2024, 17:00 Uhr
Ort: IHK Offenbach am Main

Infos und Anmeldung:
www.ihkof.de/jahresempfang