Birgit Arens hat in der

Grünen Grazie

reingeschaut

In der Coronapandemie hat die Chemikerin Dr. Imke Schultz begonnen, sich ein zweites berufliches Standbein aufzubauen. Sie stellt aus pflanzlichen Bio-Rohstoffen Naturkosmetik her – der Gesundheit und der Umwelt zuliebe.

Imke Schultz sind für ihre Kosmetikprodukte natürliche Zutaten in Bio-Qualität wichtig, aber auch wenig oder umweltfreundliche Verpackungen, um die Plastikflut einzudämmen. 

Foto: Arens/IHK

„Für Naturkosmetik habe ich mich schon in den 1980er-Jahren interessiert. In der Fernsehsendung Hobbythek ging es zum Beispiel darum. Eigentlich ist damals meine Motivation entstanden, Chemie zu studieren“, berichtet die Gründerin, die hauptberuflich in der Arzneimittelentwicklung arbeitet. Ein Hobby ist die Naturkosmetik für sie auf keinen Fall. „Der Aufwand ist groß. Man braucht ruck-zuck viele Rohstoffe, muss auf entsprechende hygienische Bedingungen achten und steril arbeiten. Eine Seife geht noch. Aber spätestens bei den Emulsionen hört der Do-it-Yourself-Bereich aus meiner Sicht auf. Ich würde mir keine Kosmetik selbst machen, wenn ich das nicht beruflich täte“, erklärt sie.

Schultz stellt in ihrer „Wohlfühlwerkstatt“ in Rodgau rund 30 verschiedene Produkte nach eigenen Rezepten her: Deo-Cremes, Naturseifen, Cremes und Öle für Gesicht und Körper, feste Gesichtsreiniger und feste Shampoos, Hand- und Lippenpflegeprodukte sowie Haar- und Bartöle.

Nur Bio-Zutaten

Sie produziert frisch nach Bedarf, in der Vorweihnachtszeit zum Beispiel zweimal pro Woche. „Sobald eine Charge angebrochen wird, wird eine neue produziert, damit wir immer einen Sicherheitsbestand haben“, erklärt sie. „Wir“ das sind Imke Schultz und ihr Ehemann. „Als Corona kam, wussten wir nicht, ob wir unsere Arbeitsstellen behalten. Die Gründung im November 2020 war unser Plan B. Mein Mann ist Betriebswirt und bringt seine Expertise aus der Steuerberatung und der Logistikbranche ein.“ Die Kontakte zu Lieferanten und Kunden zu pflegen, ein Warenwirtschaftssystem zu entwickeln, die Bestellungen zu verwalten und die Buchhaltung zu erledigen, ist so aufwändig, dass er mit eingestiegen ist.

Schon 2016 experimentierte Schultz auf der Suche nach einem Alleinstellungsmerkmal mit Deocremes. „Ich bedufte sie mit ätherischen Ölen. Sie wirken mit Natron. Es erhöht den pH-Wert der Haut, so dass sich Schweißbakterien nicht vermehren können“, erklärt sie. Besonders anspruchsvoll wurde spätestens die Entwicklung von Gesichtscremes für unterschiedliche Hauttypen beziehungsweise Hautzustände. „Meine Kundin ist die Frau, die Zeit hat, sich um sich selbst zu kümmern, und ihre Kosmetik sorgfältig aussucht. In jedem Alter gibt es verschiedene Hautzustände, die mal mehr, mal weniger Fett erfordern. Die Feuchtigkeit soll in der Haut bleiben, aber teilweise verdunsten können, damit alle Systeme funktionieren. Das lässt sich über den Fettgehalt regulieren. Mineralöl-Cremes bilden Barrieren. Da verdunstet nicht viel.“ Schultz stellt selbst viele Pflanzenextrakte her, die in fast allen Produkten enthalten sind. „Ich verwende nennenswerte Anteile der wirksamen Substanzen, zum Beispiel zehn Prozent Hanföl und nicht nur verschwindende Mengen wie manche Hersteller“, versichert sie. Obwohl alle Ingredienzen nachweislich Bio-Qualität haben, sind die Grüne-Grazie-Produkte bisher nicht bio-zertifiziert. „Die Kosten sind hoch und ich weiß nicht, ob wir damit wirklich aus der Masse herausstechen“, erklärt sie. Ob hier Geld investiert werden soll, lieber in eine Messeteilnahme oder in weitere Beratungen überlegt sie noch.

Vertrieb und Marketing verbessern

„Anfangs hatten wir jeweils zur Hälfte Privatkunden und Kunden aus dem Einzelhandel, darunter viele Unverpackt-Läden, von denen inzwischen leider viele aufgegeben haben. Dem Einzelhandel geht es generell schlecht. Wir suchen neue Geschäfte als Partner und bauen das Endkundengeschäft aus. Deshalb arbeiten wir intensiv an unserem Marketing, am Social-Media-Auftritt und der Suchmaschinenoptimierung“, nennt sie aktuelle Herausforderungen. Zu denen gehört auch die Verpackungsverordnung. „Wir sind Verpacker. Aber wir verwenden vor allem Glas, das in den Recyclingprozess zurückgeht. Auch ohne ein ausgeklügeltes Pfandsystem geben die Kunden die Gläser gerne zurück, so dass wir es schaffen, ca. 25 Prozent des Glasbedarfes aus dem Rücklauf zu decken“, sagt sie.

2023 hat sich Imke Schultz mit der Grünen Grazie um den Hessischen Gründerpreis beworben. Sie erhielt kostenlose Beratungen, die Gelegenheit zum Ausstellen auf der Nachhaltigkeitsmesse Impact Festival in Offenbach und Einladungen zu weiteren Veranstaltungen. „Wir haben zwar nicht gewonnen. Aber die Teilnahme hat uns einen Push gegeben“, ist sie überzeugt.

www.gruenegrazie.de