Viele Ziele erreicht und weiterhin viel zu tun

Mitbestimmen und mitgestalten

Der scheidende IHK-Vizepräsident Hans-­Joachim Giegerich wurde im Jahr 2000 in die Voll­­versamm­lung und 2005 ins Präsidium der IHK ­Offenbach am Main gewählt. Arbeitskreise, IHK- und ­DIHK-Ausschüsse, Expertenräte – Giegerich hat sich in vielen Gremien und als Prüfer engagiert. Hier spricht er über die IHK-Wahl und sein außergewöhnliches, ehrenamtliches Engagement.

Der scheidende IHK-Vizepräsident Hans-Joachim Giegerich kennt und schätzt die Arbeit des IHK-Ehrenamts aus langjähriger Erfahrung. Das Foto zeigt ihn bei der Eröffnung der Nacht der Ausbildung 2023 im Offenbacher Rathaus.

Foto: IHK

Herr Giegerich, warum sollten sich Unternehmerinnen und Unternehmer an der IHK-Wahl beteiligen?

In einer immer komplexer werdenden Welt sind die Industrie- und Handelskammern ordnende und unterstützende Organisationen, welche wie keine anderen die vielfältigen Interessen der Unternehmen in der Region, aber auch über die Region hinaus bis in die Gremien der europäischen Union hinein zu unterstützen wissen. Die gewünschte Kommunikation auch von einer Mehrheitsmeinung abweichender Positionen stellt sicher, dass Politikberatung fair und ausgewogen erfolgen kann. Das verdient unser aller Unterstützung.

Sie haben nicht nur gewählt, sondern sich auch zur Wahl gestellt. Was hat Sie dazu motiviert?

Wir Unternehmerinnen und Unternehmer sind gewohnt, nicht nur zu meckern, sondern auch anzupacken. Manche Aufgabe jedoch können sie nicht im Unternehmen allein bewerkstelligen. Immer dann, wenn es um die Gestaltung von Rahmenbedingungen geht, habe ich mich auch immer gern beteiligt und mitgearbeitet.

Wenn Sie jetzt zurückblicken, was hat Ihnen bei Ihrer IHK-Arbeit speziell am Herzen gelegen?

Zwei Schwerpunktthemen haben mich in all diesen Jahren begleitet: einerseits Chancen der Informationstechnologie und die Notwendigkeit lebendiger Informationssicherheit in die Unternehmen zu vermitteln, schon wegen meines beruflichen Hintergrundes. Andererseits die Aus- und Weiterbildung, deren Rahmenbedingungen und der stets notwendige Dialog zwischen den Bedürfnissen junger Menschen und den Ausbildungsbetrieben.

Hatten Sie besondere Ziele, die Sie während Ihres ehrenamtlichen Engagements erreichen wollten, und ist Ihnen das gelungen?

Betrachte ich mir die Schwerpunkte meiner IHK-Arbeit, so bleibt festzuhalten: Sobald ein Ziel erreicht war, hatte ich gleich ein neues im Visier. Insofern: viele Ziele erreicht und weiterhin viel zu tun.

Über welchen Erfolg oder welche Erfolge freuen Sie sich noch heute?

Im Bereich der beruflichen Bildung bleiben viele Erfolge hängen. So ist es uns – Haupt- und Ehrenamt gemeinsam – immer wieder gelungen, Neues zu wagen, wie beispielsweise die Bildungsmesse zusammen mit dem Handwerk und der Agentur für Arbeit zu veranstalten. Persönlich gefreut habe ich mich immer über Erfolge im Schlichtungsausschuss und darüber, jungen Menschen in schwieriger Situation zu einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung verholfen zu haben.

Im Bereich der Informationstechnologie bleibt ganz gewiss in Erinnerung, dass wir – der damalige IT-Ausschuss – auch mit Unterstützung der DIHK und gemeinsam mit vielen anderen Unternehmerinnen und Unternehmern verhindert haben, dass in Brüssel ein den Mittelstand erdrückendes Patentrecht für Software verabschiedet wird.

Was werden Ihrer Ansicht nach die dringlichsten Aufgaben für die neue IHK-Voll­versammlung sein?

Die Welt um uns und damit unsere Rahmenbedingungen verändern sich gerade in einem atemberaubenden Tempo. Die zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen und die damit verbundene geopolitische Polarisierung einerseits sowie der Klimawandel und die damit einhergehenden Herausforderungen für Wirtschaft und Bürger andererseits werden in den nächsten Jahren sicherlich prägend sein. Bleiben wird leider auch der immer zäher werdende Kampf gegen die Zunahme von Bürokratie, die uns alle zu erdrücken droht. Es wäre ein toller Erfolg, würde dies von den uns Regierenden erkannt und umgekehrt, so dass wir wieder wie in den Nullerjahren über Bürokratieabbau sprechen könnten. Das würde uns sehr helfen, den vorher genannten Herausforderungen besser zu begegnen.

Davon überzeugt, dass wir Unternehmerinnen und Unternehmer auch in der nächsten Periode alles unternehmen werden, um sogar hohe Hürden zu nehmen und praktikable Lösungen zu finden, werde ich auch diesmal von meinem aktiven Wahlrecht Gebrauch machen und die Arbeit unserer IHK in anderer Rolle weiter begleiten.

Die Fragen stellte Birgit Arens,
IHK Offenbach am Main