Damit die Innenstadt noch anziehender wird und bleibt
Gute Ideen für die Frankfurter Straße
Heusenstamms Einkaufsmeile, die Frankfurter Straße, bietet unterschiedlichste Geschäfte und gastronomische Angebote. Sie ist gut frequentiert. Um sie noch attraktiver zu gestalten, gibt die Landesregierung 180.000 Euro aus dem Förderprogramm „Zukunft Innenstadt“.
Viele Geschäftsleute auf der Frankfurter Straße schätzen die Lage und bringen sich in den Verbesserungsprozess ein, den die Stadt vorantreibt.
Fotos: Arens/IHK
Mehr Grün, neue Sitzbänke, schönere Plätze – dafür können die Finanzmittel zum Beispiel eingesetzt werden. Sie ermöglichen aber auch ein aktives Leerstandsmanagement, so dass für freie Flächen neue Ideen entwickelt und diese schneller vermarktet werden können. Der Wirtschaftsförderung geht es darum, die Frankfurter Straße als attraktive Einkaufsstraße mit urbanem Ambiente und vorbildhafter Verkehrslage zu stärken und sie fit für die Zukunft zu machen. Die in der Stadt vorhandene Kaufkraft soll vor Ort gebunden, die Nahversorgung und der Branchenmix sollen weiter verbessert werden.
„Wir arbeiten an einer übergeordneten Strategie für das Gebiet rund um die Frankfurter Straße“, sagt Wirtschaftsförderin Juliane Prokasky. Auch die klimatischen Bedingungen, die Mobilitätswende und die Digitalisierung werden einfließen. Während mehrerer Präsenz- und Onlineveranstaltungen können Bürgerinnen, Bürger und Gewerbetreibende ihre Anregungen einbringen. Die Nassauische Heimstätte unterstützt die Stadt bei diesem Prozess. „Erste Ergebnisse erwarten wir für September“, erklärt Prokasky.
Hier kommt die Laufkundschaft
Silkes Blummelädsche hat im Februar 2023 eröffnet. Silke Winter macht „alles, von der Braut- bis zur Trauerfloristik“ und gibt Fachauskünfte. „Ich habe in einer Gärtnerei gelernt und darf auch ausbilden“, berichtete sie. Bis vor zehn Jahren führte sie ein Geschäft in einer Heusenstammer Seitenstraße. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes pausierte sie. „Die Lage auf der Haupteinkaufsstraße ist besser als früher in der Erzberger Straße. Da mussten die Leute erst einmal wissen, dass es den Laden gibt. Auf der Frankfurter Straße ist immer was los. Leute sehen sich die Pflanzen an, die ich draußen ausstelle, und schauen rein. Viele frühere Kundinnen und Kunden kommen wieder“, freut sie sich. Sicher werde die Parksituation gelegentlich kritisiert, aber wirklich problematisch sei sie nicht. Von der Idee, die Straße zu verschönern, ist sie angetan. „Wenn die Stadt Kübel mit Pflanzen aufstellt, kann ich eine Patenschaft übernehmen“, sagt sie. Unabhängig davon will sie selbst Liegestühle aufstellen, damit die
Lust zum Verweilen steigt.
Silke Winter freut sich, dass ihr Blummelädsche gut angenommen wird, und will dazu beitragen, dass die Frankfurter Straße noch einladender wird.
Uwe und Felix Scholz sehen im Standort viel Potenzial und haben in ein größeres, modernes Ladengeschäft investiert.
Dienstleistungen, Brillen, Kontaktlinsen und Zubehör anbieten, ist nun doppelt so groß. Sie haben in modernes Ladendesign und barrierefreie Geschäftsräume investiert. Ihr Vermieter hat sie dabei tatkräftig unterstützt. Das hat sich gelohnt. „Wir haben einen Riesenzuwachs an Kundschaft, auch von außerhalb. Vor allem viele junge Leute kommen. Der Standort ist kaum zu verbessern. Die Frankfurter Straße ist auf dem aufsteigenden Ast“, ist Uwe Scholz überzeugt. Selbst die Arbeiten am Neubau gegenüber haben seine Geschäfte nicht beeinträchtigt. „Die Baustellenfahrzeuge haben teilweise Parkplätze blockiert, und die Kundinnen und Kunden mögen es bequem. Aber es gab keinen Umsatzrückgang.“ Jetzt ist er gespannt, wer den Laden im Erdgeschoss übernimmt, wenn das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite fertiggestellt ist. „Es könnte auf der Frankfurter Straße noch mehr draußen stattfinden“, wünscht er sich und hofft, dass im Beteiligungsprozess zur weiteren Belebung der Straße Lösungen entwickelt werden, die allen Gewerbetreibenden entgegenkommen. „Die Leute sollen hier gerne schlendern. Aber eine Verkehrsberuhigung wäre schlecht“, meint er.
Welches Gewerbe auf ihr Haushaltswarengeschäft folgt, will Hauseigentümerin Irmgard Kämmerer mit Bedacht entscheiden.
Das richtige Geschäft muss folgen
„Ich habe vor 60 Jahren angefangen, hier im Hof Geschirr zu verkaufen“, erzählt Irmgard Kämmerer. Inzwischen bietet sie ein breites Sortiment an Haushaltswaren und Geschenkartikeln, wie es kaum noch zu finden ist – von der Pfanne übers Weinglas bis zur Ersatzdichtung für die Espresso-Maschine. Ihr Sohn Horst führt an derselben Adresse einen Betrieb für Klimatechnik. Die Seniorchefin glaubt nicht, dass sie einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für ihr Geschäft finden wird. Interesse an den Gewerberäumen ist aber vorhanden. „Ich hatte schon drei Anfragen. Aber es ist uns wichtig, dass ein passender Mieter hier einzieht“, erklärt die Eigentümerin, die eine gute Mischung auf der Frankfurter Straße im Blick behält.
Die Geschäfte laufen wieder gut im TUI-Reisebüro, das Vasiliki Magklogianni leitet. Sie findet, dass zusätzliche Pflanzen die Frankfurter Straße aufwerten würden.
Mehr Grün, mehr Charme
Auch das TUI-Reisebüro wurde umfassend renoviert – gemäß dem TUI-Store-Konzept. Großformatige Reisemotive in leuchtenden Farben schmücken den hellen Geschäftsraum. Vasiliki Magklogianni leitet das Büro und arbeitet dort mit vier Reiseverkäuferinnen. „Es ist jetzt ein ganz anderes Arbeiten und alle, die hereinkommen, finden es wunderbar. Den Menschen ist Urlaub sehr wichtig und der Zulauf im Büro ist der Beweis dafür – wir haben Gott sei Dank sehr gut zu tun. Unsere Kundinnen und Kunden schätzen uns als Ansprechpartnerinnen. Wir beraten, überprüfen, vergleichen, achten auf jedes Buchungsdetail und helfen bei Schwierigkeiten. Entsprechend gut werden wir bewertet. Das ist wichtig“, sagt sie. Das Reisebüro ist seit über 30 Jahren in der Frankfurter Straße angesiedelt. Bäume oder Begrünung würden ihr mehr Charme verleihen, meint die Büroleiterin. Zugunsten der schöneren Atmosphäre seien ein paar Parkplätze zu verschmerzen. Tagsüber herrsche daran ohnehin kein Mangel. Genau wie die Einzelhändler im Centrum Alte Linde vermisst sie eine Drogerie in Heusenstamm.
Pandemie, Fachkräftemangel, Preissteigerungen – das Traditionsgasthaus
„Zur Stadt Offenbach“ trotzt allen Schwierigkeiten in der Gastronomie.
Kein wildes Parken!
Die Gaststätte „Zur Stadt Offenbach“ wird in Heusenstamm nach dem Spitznamen der früheren, begnadeten Köchin „Katja“ genannt. Sie war die Mutter von Mechthild Grasmück und Franz Löw, die das Haus in der vierten Generation führen und auch in der Küche für das leibliche Wohl der Gäste sorgen. „Zum Glück sind uns unsere Mitarbeiter, die teilweise schon lange bei uns arbeiten, in der Pandemie treu geblieben. Die Gäste sind wiedergekommen. Aber es ist nicht mehr so wie früher. Sie essen und trinken, bleiben aber eher selten länger sitzen. Deshalb haben wir die Öffnungszeiten geändert“, berichtet Grasmücks Tochter Sandra Gilmer. Problematisch seien die hohen Energiepreise. „Es ist nicht einfach, die ganzen Kosten zu stemmen. Aber wir machen das Beste aus allem, um unsere Tradition weiterzuführen.“ Die Lage der Gaststätte gegenüber dem historischen Torbogen sei ideal. Allerdings störe, dass einige Autofahrer die Bürgersteige „wild zuparken“. „Ich fände es großartig, wenn es wieder mehr Attraktionen wie das frühere Frankfurterstraßenfest gäbe. Das war immer ein sehr schönes Fest und die Frankfurter Straße machte mal wieder auf sich aufmerksam“, erinnert sie sich.
Autorin
Birgit Arens
Telefon 069 8207-248
arens@offenbach.ihk.de