Wenig Fachkräfte, hohe Wohnungspreise, gute Anbindung
Die Ergebnisse im Überblick
Zu vielen entscheidenden Standortkriterien hat die IHK Offenbach am Main erfahren, wie ihre Mitgliedsunternehmen sie aktuell sehen. Die Teilnehmer an der IHK-Standortumfrage haben ihre Bewertungen nach dem Schulnotensystem abgegeben (1 = sehr hoch, 2 = hoch, 3 = eher hoch, 4 = eher gering, 5 = gering, 6 = sehr gering).
Grafiken: Kim Angie Cicuttin
Allgemeine Standortzufriedenheit
Die Region Offenbach ist ein starker Wirtschaftsstandort, der von den Unternehmen die Gesamtnote 2,8 erhält. Seit 2016 ist die Gesamtzufriedenheit damit leicht zurückgegangen. Insgesamt blicken aber 79 Prozent der Befragten positiv auf die Region Offenbach. Damit ist weiter eine Grundzufriedenheit gegeben. Die Bewertungen in den Kommunen liegen zwischen 2,5 und 2,9 und gehen damit nicht sehr weit auseinander. Unternehmen mit den Branchenschwerpunkten Einzelhandel und Gastgewerbe sind insgesamt unzufriedener mit dem Standort. Dazu tragen sicher die allgemeinen aktuellen Rahmenbedingungen bei. Unternehmen aus dem Bereich Handel bzw. Reparatur von Kraftfahrzeugen und der Gesundheitsbranche äußern eine höhere Gesamtzufriedenheit. Wie sich der Standort innerhalb der letzten fünf Jahre entwickelt hat, wird mit einer Note von 3,3 als befriedigend eingeschätzt.
2023 | 2021 | |
Standortzufriedenheit insgesamt | 2,8 | 2,7 |
Veränderung der Standortbedingungen | 3,3 | 3,3 |
Wirtschaftsfreundlichkeit und Verwaltung
Die Wirtschaftsfreundlichkeit der Verwaltung ist für drei Viertel der Unternehmen von hoher Bedeutung und damit der zweitwichtigste Standortfaktor (nach der Verfügbarkeit von Fachkräften).
Die top vier Bürokratiebelastungen auf kommunaler und Kreisebene betreffen Steuern, Bauen, Energie und Gewerberecht. Bei der Zufriedenheitsabfrage zu verschiedenen Verwaltungseinheiten schneiden die Bürgerbüros mit 2,8 am besten und die Ausländerbehörden mit 4,4 am schlechtesten ab.
Die Bürgermeister in der Region werden in ihrer Offenheit für Wirtschaftsthemen sehr unterschiedlich wahrgenommen und mit Noten zwischen 2,1 und 3,9 bewertet. Während 53 Prozent der befragten Unternehmen mit der Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung „eher bis sehr zufrieden“ sind, sehen sich 47 Prozent weniger gut unterstützt und stufen ihre Zufriedenheit mit „eher niedrig bis sehr niedrig“ ein. Größere Unternehmen sind tendenziell zufriedener mit der Wirtschaftsförderung als kleinere.
2023 | 2021 | |
Wirtschaftsfreundlichkeit der kommunalen Verwaltung | 3,2 | 3,3 |
Unterstützung durch die kommunale Wirtschaftsförderung | 3,5 | 3,3 |
Offenheit des (Ober-)Bürgermeisters zu Wirtschaftsthemen | 2,9 | 3,0 |
Informationsangebot zum Wirtschaftsstandort | 3,3 | – |
Zufriedenheit mit Institutionen auf kommunaler und Kreisebene
Gesamtnote Region Offenbach | |
Baubüro | 3,7 |
Gewerbeamt | 2,9 |
Bürgerbüro | 2,8 |
Ordnungsamt | 3,5 |
Gesundheitsamt | 3,4 |
Veterinäramt | 3,3 |
Bauaufsicht | 4,0 |
Amtsgericht Offenbach | 4,0 |
Ausländeramt | 4,4 |
Kfz-Zulassungsstelle | 3,3 |
IHK | 3,0 |
Energieversorger/Netzbetreiber | 3,3 |
Verkehrsinfrastruktur
Auch in Zeiten von Digitalisierung und Homeoffice bleiben Anbindung und Erreichbarkeit der Unternehmen von zentraler Bedeutung. Mit 1,8 erhält die Anbindung der Standorte in der Region an die Autobahn einen Topwert. Zufriedenheit besteht mit 2,1 auch für die Anbindung an den Flughafen und mit 2,3 für die generelle Erreichbarkeit der Unternehmen. Während die Anbindung an das Radwegenetz seit 2021 besser beurteilt wird, sinkt die Zufriedenheit mit den Parkmöglichkeiten und dem Zustand der Straßen.
Als wichtigste Handlungsfelder für eine zukunftsfähige Verkehrsinfrastruktur werden mit 60 Prozent der „Erhalt der Straßeninfrastruktur und Umbau von Engstellen“ genannt sowie mit 54 Prozent die „Ausweitung und Ertüchtigung des ÖPNV“.
2023 | 2021 | |
Erreichbarkeit Ihres Unternehmens | 2,3 | 2,5 |
Anbindung an den Flughafen | 2,1 | 2,5 |
Anbindung an das Autobahnnetz | 1,8 | 2,2 |
Anbindung an den Fernbahnverkehr | 3,0 | 2,9 |
Anbindung an den ÖPNV | 2,6 | 2,6 |
Anbindung an das Radwegenetz | 2,6 | 2,8 |
Zustand der Straßen | 3,4 | 3,2 |
Parkmöglichkeiten | 3,6 | 3,4 |
Arbeitsmarkt und Bildung
Die „Verfügbarkeit von Fachkräften“ ist für 80 Prozent von hoher Bedeutung, wird aber in der Region nur mit 4,2 bewertet. Mehr als jedes zweite Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden will künftig zusätzliche Arbeitskräfte einstellen. Für drei Viertel der Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden ist die Verfügbarkeit von Auszubildenden von großer Relevanz. Jedoch steigt auch hier die Unzufriedenheit. Daneben hat sich auch die Zufriedenheit mit der Betreuung von Kindern im Alter von 0 bis 6 Jahren verschlechtert, von 3,0 im Jahr 2016 zu 3,8 im Jahr 2023. Die Lage in den Kommunen ist hier offensichtlich sehr unterschiedlich, so dass die Bewertungsspanne zwischen 3,2 und 4,2 liegt.
2023 | 2021 | |
Verfügbarkeit von Auszubildenden | 3,9 | 3,5 |
Verfügbarkeit von Fachkräften | 4,2 | 3,7 |
Räumliche Nähe zu Schulen/Schulangebot | 2,6 | 2,8 |
Kooperation mit Schulen | 3,4 | – |
Betreuungsangebot für Kinder 0–6 Jahre* | 3,8 | 3,2 |
Betreuungsangebot für Grundschulkinder | 3,6 | – |
Verfügbarkeit von Deutschsprachkursen für ausländische Arbeitskräfte | 3,8 | – |
*2021 abgefragt als Betreuung von Kleinkindern |
Planen Sie in der nächsten Zeit eine Erweiterung/Veränderung Ihres Unternehmens, für die Sie zusätzliche Mitarbeitende benötigen? | Region |
ja | 36 % |
nein | 51 % |
weiß nicht | 14 % |
Flächen und Standortkosten
Der Anteil von ansässigen Unternehmen, die künftig zusätzliche Flächen benötigen, ist seit 2021 von 30 Prozent auf 18 Prozent im Jahr 2023 zurückgegangen. Am häufigsten geben Unternehmen aus dem Bereich Verkehr, Bau sowie Großhandel an, weitere Flächen zu benötigen. 46 Prozent wollen den Standort verlassen, wenn sie die zusätzlich benötigte Fläche nicht finden.
In diesem Themenbereich finden sich die drei Standortkriterien mit den geringsten Zufriedenheitswerten der Befragung: Miet-/Kaufpreise von Wohnimmobilien (4,5), Höhe der Grundsteuer (4,4), Verfügbarkeit von Wohnimmobilien (4,3).
2023 | 2021 | |
Verfügbarkeit von Gewerbeflächen | 3,3 | 3,4 |
Miet-/Kaufpreise von Gewerbeflächen | 3,9 | 3,8 |
Verfügbarkeit von Wohnimmobilien | 4,3 | 4,2 |
Miet-/Kaufpreis von Wohnimmobilien | 4,5 | 4,3 |
Höhe der Gewerbesteuer | 4,1 | 3,9 |
Höhe der Grundsteuer | 4,4 | 4,2 |
Planen Sie in den nächsten Jahren eine Erweiterung/Veränderung Ihres Unternehmens, für die Sie zusätzliche Flächen am Standort benötigen? | Region Offenbach |
ja | 18 % |
nein | 66 % |
weiß nicht | 16 % |
Sollten Sie die zusätzlich benötigten Flächen vor Ort nicht finden, würden Sie Ihren Standort verlagern? | Region Offenbach |
ja | 46 % |
nein | 34 % |
weiß nicht | 20 % |
Digitale Infrastruktur
Die Versorgung mit Glasfaser am Unternehmensstandort und die Netzabdeckung (Mobilfunk) sind für 68 Prozent bzw. 66 Prozent der Unternehmen wichtige Standortkriterien. Bei den Unternehmen ab 50 Mitarbeitenden ist die Glasfaserversorgung sogar der wichtigste Standortfaktor mit 85 Prozent. Die Zufriedenheit mit der Glasfaserversorgung am Unternehmensstandort beträgt durchschnittlich 3,4. Die Bandbreite in den Kommunen geht weit auseinander. Mainhausen glänzt mit einer 1,6, während die geringste Zufriedenheit 4,1 beträgt. 30 Prozent der befragten Unternehmen nutzen derzeit Glasfaser. Bei weiteren 24 Prozent ist ein Anschluss geplant. Die Angaben reichen in den 14 Kommunen von 15 Prozent Glasfasernutzung bis zu 90 Prozent. Wenn kein Glasfaseranschluss genutzt wird, liegt das vor allem an einer fehlenden Versorgung im Umfeld. Viele Befragte sehen jedoch auch keinen Bedarf bzw. geben an, dass ihre aktuelle Internetverbindung ausreicht.
2023 | 2021 | |
Versorgung mit Glasfaser an Ihrem Unternehmensstandort | 3,4 | – |
Versorgung mit Glasfaser in Ihrer Kommune insgesamt | 3,5 | – |
Netzabdeckung (Mobilfunk) | 3,1 | 2,9 |
Nutzen Sie aktuell einen Glasfaseranschluss? | Region |
ja | 30 % |
nein | 41 % |
nein, ist aber geplant | 24 % |
weiß nicht | 4 % |
Standortattraktivität
Besonders bei der Gewinnung von Fachkräften spielt die Attraktivität des Unternehmensstandortes z. B. in Bezug auf Einkaufen, Gastronomie oder Freizeitmöglichkeiten eine große Rolle. Die Region erhält hier Durchschnittswerte von 2,9 für das Kultur-, Sport- und Freizeitangebot bis 4,1 für die Attraktivität der Innenstadt bzw. des Ortskerns. Letzteres Kriterium ist besonders wichtig für die Unternehmen. Die Kommunen in der Region weisen hier die größte Notenspanne von 2,2 bis 4,8 auf. Nahezu alle Standortkriterien in diesem Themenbereich werden heute schlechter bewertet als in früheren Befragungen.
2023 | 2021 | |
Vernetzungsgrad der Unternehmen untereinander | 3,4 | – |
Image der Kommune | 3,4 | 3,2 |
Attraktivität der Innenstadt bzw. des Ortskerns | 4,1 | 3,8 |
Einkaufsmöglichkeiten | 3,4 | 3,2 |
Gastronomisches Angebot | 3,2 | 3,0 |
Hotelangebot und Tagungsmöglichkeiten | 3,4 | 3,3 |
Kultur- Sport- und Freizeitangebot | 2,9 | 2,9 |
Gesundheitsversorgung | 3,0 | 2,9 |
Ökologische Nachhaltigkeit
Bei der Frage nach umgesetzten Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität zeigt sich, dass ein Großteil der Unternehmen – nämlich 72 Prozent – schon Energieeinsparmaßnahmen ergriffen haben. Bei einer Unternehmensgröße ab 50 Mitarbeitenden liegt die Anzahl bei über 90 Prozent. Am zweithäufigsten (40 Prozent) haben sich Unternehmen mit nachhaltigem Einkauf beschäftigt oder auf Ökostrom (31 Prozent) umgestellt. Nur ein geringer Anteil der Unternehmen hat bereits eine Energie- (elf Prozent) oder CO2-Bilanz (sechs Prozent) erstellt. Nur wenige geben an, noch nichts unternommen zu haben. Bei größeren Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden haben alle bereits Maßnahmen umgesetzt.
Ihren Umsetzungsgrad bei der Transformation bis zur Klimaneutralität schätzen die Unternehmen bei sich selbst mit einer 3,4 höher ein als in ihrer Kommune (3,8) oder am gesamten Standort Deutschland (3,5).
Alle Ergebnisse der IHK-Standortumfrage unter: