Fazit und Handlungsempfehlungen

Hier gibt es Handlungsbedarf

Die Ergebnisse der Standortumfrage zeigen, was unsere Region auszeichnet und wie viel sie Unternehmen zu bieten hat. Sie verdeutlichen aber ebenso, was die Wirtschaft in Stadt und Kreis Offenbach daran hindert, ihre Potenziale auszuschöpfen und sich bestmöglich zu entwickeln. Genau hier muss die Arbeit weitergehen.

Standortfaktoren im Überblick

Grafiken: Kim Angie Cicuttin

Die IHK Offenbach am Main hat aus der IHK-Standortumfrage eine Vielzahl von Einschätzungen und Anregungen von Unternehmerinnen und Unternehmern gewonnen, sowohl für den gesamten Wirtschaftsstandort als auch für die einzelnen Städte und Gemeinden. Einige Themen haben sich als besonders drängend herauskristallisiert.

Fachkräfte

Die Verfügbarkeit von Fachkräften ist das zentrale Thema. Das Kriterium hat die höchste Relevanz für die Unternehmerinnen und Unternehmer und einen der niedrigsten Zufriedenheitswerte. Deshalb müssen alle relevanten Stellen zusammenarbeiten und die vorhandenen Stellschrauben drehen, damit die Fachkräfteverfügbarkeit zunimmt. Ansätze dafür gibt es bei der Kinderbetreuung, Willkommenskultur, Fachkräftezuwanderung, Ausbildung, Qualifizierung und Berufsorientierung.

Wohnraum

Die Fachkräfteverfügbarkeit hängt eng damit zusammen, ob Wohnimmobilien verfügbar und erschwinglich sind. Auch hier fielen die Bewertungen schlecht aus. Kommunen müssen Flächen für Wohnungsbau ausweisen. Unternehmen sollten sich mit der Wohnraumsituation ihrer Mitarbeitenden beschäftigen und zum Beispiel „Azubiwohnen“ anbieten.

Verwaltung

Ob die Verwaltungseinheiten eines Standortes wirtschaftsfreundlich sind, ist für Unternehmen sehr bedeutend. Handlungsspielräume sollten hier unbedingt ausgenutzt werden. Institutionen mit niedrigen Zufriedenheitswerten sollten sich selbst reflektieren und überlegen, wie sie ihre Serviceorientierung stärken können und ob sich Prozesse kundenfreundlicher gestalten lassen.

Digitale Infrastruktur

Unternehmen brauchen leistungsfähige digitale Infrastrukturen. Die Versorgung mit Glasfaser ist in der Region sehr unterschiedlich. Viele Ausbauprojekte laufen aktuell. Der flächendeckende Glasfaserausbau muss Priorität haben und in Kooperation mit Telekommunikationsanbietern intensiviert und vorangetrieben werden. Auch mit Blick auf den Ausbau der 5G-Technologie sind die Kommunen und die Unternehmen gefordert, geeignete Standorte für Mobilfunkmasten bereitzustellen.

Verkehrsinfrastruktur

Nach wie vor sind die gute verkehrliche Anbindung und die zentrale Lage die entscheidenden Standortfaktoren für die Region Offenbach. Diese Wettbewerbsvorteile gilt es zu erhalten. Eine Priorität sollte auf der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur liegen. Wo alles gut funktioniert, sollten Strukturen gepflegt werden. Engstellen müssen behoben werden. Wichtig ist es auch, die Angebote im ÖPNV auszubauen und weiter zu optimieren.

Gewerbeflächen

Weniger Unternehmen haben derzeit einen zusätzlichen Flächenbedarf. Dies dürfte vor allem an der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der Transformation der Arbeitswelt liegen. Trotzdem sind es immerhin noch 18 Prozent, die künftig zusätzliche Flächen benötigen. Ein Großteil davon werden ihren Standort verlassen, wenn sie sich vor Ort nicht weiterentwickeln können. Kommunen brauchen dringend eine Flächenstrategie, um Potenziale zu identifizieren und eine qualitative Entwicklung der Bestandsgebiete voranzutreiben.

Innenstädte und Ortskerne

Die Innenstadt beziehungsweise der Ortskern bleibt ein zentraler Identifikationspunkt und Imagefaktor für jede Kommune. Die Zufriedenheit mit vielen Kriterien, die einen Standort „lebenswert“ machen, nimmt ab. Das hängt sicher nicht zuletzt mit der schwierigen Entwicklung zusammen, die viele Gewerbetreibende, die für die Innenstädte wichtig sind, zuletzt durchlaufen haben – verursacht durch die Pandemie, den Fachkräftemangel, die Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie oder die Konkurrenz durch den Onlinehandel. Alle Beteiligten sollten überlegen, wie die Zentren lebendig bleiben. Es geht darum, gemeinsam Orte zu schaffen, an denen sich Menschen gerne aufhalten und begegnen.

Alle Ergebnisse der IHK-Standortumfrage unter:

www.ihkof.de/stu

Autorin

Judith Müller
Telefon 069 8207-250
E-Mail mueller@offenbach.ihk.de