Birgit Arens hat bei
Pergano
reingeschaut
Pizza sollte nachhaltiger, gesünder und schöner verpackt werden – fanden Justus und Julian Herbert sowie Andre Mordhorst. Sie gründeten das Start-up Pergano, verwirklichten die Vision und entwickeln sie weiter.
Petra und Julian Herbert konzentrieren sich im Unternehmen aufs Kreative und zeigen, wie Pergano Pizza natürlich und umweltfreundlich verpackt.
Foto: De Astis/IHK
Julian Herbert und seine Mutter Petra empfangen in den offenen, weitläufigen Geschäftsräumen, die sich über gut 4.500 Quadratmeter in Obertshausen erstrecken. Im Obergeschoss ist reichlich Platz zum Verhandeln, Entwickeln, Präsentieren und Verkaufen. Wie Kunstwerke prangen markant gestaltete Pizzakartons an zwei Wänden. Viele zeigen Restaurant-Logos. Andere werben für die Recruiting-Kampagnen von Konzernen. Mitten auf der Etage fängt ein Besprechungspavillon aus Recyclingkarton den Blick. Dahinter zeigt ein Showroom einen Teil des Angebots. Einige Glastüren führen in separate Bereiche für Verwaltung oder kreatives Arbeiten.
Einen Stock tiefer türmen sich im Lager Pizzakartons, daneben Stapel von Pizzapapier. Die dünnen, transparenten Blätter sind die ursprüngliche Pergano-Innovation. Sie geht auf Henry, den Vater der Herbert-Brüder, zurück. Er ist Inhaber eines großen Papier- und Drucknetzwerks. „Ich hatte die Idee für das Pizzapapier und die Jungs haben darin Potenzial erkannt“, freut er sich.
Julian Herbert nennt Details: „Das Pizzapapier bildet eine Funktionsbarriere. Die Pizza klebt nicht am Karton und behält ihren frischen Geschmack. Der Karton bleibt frei von organischen Substanzen wie Fett und kann ins Altpapier. In einem patentierten mechanischen Verfahren werden die Poren des Papiers verschlossen. Es verträgt bis zu 500° C Hitze, besteht aus reiner Zellulose ohne chemische Zusätze und ist vegan und kompostierbar.“
Das Gründerteam leistete Überzeugungsarbeit. „In 15.000 Pizzerien haben wir das Produkt gezeigt und erklärt“, berichtet Julian Herbert. Nachhaltigkeit sei dabei zunächst kaum ein Thema gewesen, die Gesundheits- und Geschmacksverbesserung aber schon. „Pizzakartons kommen oft aus der Türkei oder aus China. Sie können monatelang in Containern unterwegs sein. Wir lassen unsere Verpackungen aus nachwachsenden Materialien ausschließlich in Deutschland produzieren.“ So sind zwar keine Billigkartons herzustellen, aber die persönlichen Gespräche und viel Marketing führten zu guter Nachfrage, berichtet Petra Herbert. Ihr Mann recherchiert kurz: „2023 hat Pergano 6,8 Millionen Pizzakartons verkauft.“ Und der Sohn kündigt an: „Für dieses Jahr streben wir die Verdoppelung an.“ Pergano, das sind aktuell die drei Gründer, ein zwölfköpfiges Team sowie Petra Herbert als PR-Spezialistin und Henry Herbert als Berater, der sein Expertenwissen beisteuert. Justus Herbert ist Geschäftsführer. Andre Mordhorst leitet den Vertrieb.
Die eigentliche Geburtsstunde des Start-ups schlug 2018 im Privathaus der Herberts in Obertshausen. Von dort zogen die Gründer in ein Sechs-Quadratmeter-Büro in einem Frankfurter Co-Working-Space. Mit dem Erfolg wuchs der Platzbedarf, und nach weiteren Stationen kehrte Pergano 2022 nach Obertshausen zurück. „Wir haben auch in Frankfurt und Offenbach gesucht. In Obertshausen ging alles seriös zu. Die Wirtschaftsförderung hat uns sehr unterstützt. Mit der Gefi Bau GmbH, unserem Vermieter, haben wir gut zusammengefunden. Hier können wir weiterwachsen“, ist Julian Herbert sicher.
Tatsächlich klingt es nach Wachstum, was Pergano angestoßen hat und plant. Gebrandete Lebensmittelverpackungen für qualitäts- und nachhaltigkeitsbewusste Bäckereien, Feinkostanbieter, Foodtrucks oder Freizeitparks gehören schon zum Sortiment, aber auch komplette Gestaltungs- und Marketingkonzepte inklusive Internet- und Social-Media-Auftritt. Längst geht es um mehr als Papier und Pappe. Julian Herbert erklärt: „Wir bündeln die besten Lösungen für die Gastronomie in einem Netzwerk. Daher können wir hochwertige Gläser, Geschirr, Besteck oder Servietten in hoher Stückzahl von den Herstellern beziehen und günstig anbieten. Auch in kleinen Mengen. Ein eigenes Pergano-Banking wird unseren Kunden finanzielle Spielräume verschaffen.“
Auch andere lässt das Unternehmen an seinem Erfolg teilhaben, wie Petra Herbert beschreibt: „Vom Verkaufserlös jedes Blatts Pizzapapier spenden wir einen Teil an den Bundesverband Kinderhospiz e. V. So tragen wir dazu bei, dass kranke Kinder ihre Lebensträume verwirklichen können.“