Transformation mit Hindernissen für KMU
Digitalisierung der
Wirtschaft ermöglichen
Die Themen Nachhaltigkeit und Energie bestimmen aktuell den öffentlichen Diskurs über unsere Wirtschaft. Wenn IHK-Experten mit Unternehmerinnen und Unternehmern sprechen, wird allerdings deutlich, wie wichtig den Unternehmen vor allem die Digitalisierung der Betriebe ist. Häufig fehlen Zeit, Personal und Kapital dafür.
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Ende 2022 befragte die Deutsche Industrie und Handelskammer (DIHK) bundesweit mehr als 4.000 Unternehmerinnen und Unternehmer zur Digitalisierung. Das Ergebnis lautet: Sie stockt. Im Durchschnitt bewerteten die Befragten den Digitalisierungsstand ihrer Unternehmen mit der Schulnote 2,9. Als größte Hemmnisse nannten sie Zeitmangel, Kosten und die Komplexität der Umstellung vorhandener Prozesse und Systeme.
Die Geschäftsführungen sehen sich mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Neben der Digitalisierung sind es zum Beispiel die Themen Nachhaltigkeit und Fachkräftemangel, die ihnen Kopfzerbrechen bereiten. Gleichzeitig muss der Laden laufen. Größere Firmen mögen für jedes der Themen einen Manager oder eine Beauftragte haben oder einstellen können. Doch die Basis der deutschen Wirtschaft bilden kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die nicht über solche Experten verfügen. Oft wissen die Betriebe genau, wo sie mit der Digitalisierung ansetzen müssten, aber es fehlen ihnen die Ressourcen zur Umsetzung.
Laut dem Digitalisierungsindex 2022 ist der Unterschied im Digitalisierungsgrad von KMU und großen Unternehmen erheblich. Meist gilt die Regel: Je kleiner der Betrieb, desto weniger digitalisiert ist er. Während KMU bei der Digitalisierung von Produkten und Geschäftsmodellen noch ganz gut aufgestellt sind, haben sie bei Prozessen, Qualifizierung sowie Forschungs- und Innovationsaktivitäten signifikanten Nachholbedarf.
Fokus auf die Region Offenbach
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die IHK Offenbach am Main, wenn sie ihre Mitglieder befragt. In erster Linie wünschen diese sich eine leistungsfähige Breitbandinfrastruktur für ihre Betriebe, inklusive Glasfaseranschluss und guter Mobilfunkanbindung. Aber auch eine zuverlässige digitale Infrastruktur für alle Menschen in der Region ist ihnen wichtig. Schließlich muss die Arbeit im Homeoffice funktionieren. Ein weiteres Anliegen: Öffentliche Fördermittel für Digitalisierungsprojekte müssen leichter zugänglich sein. Außerdem wünscht sich unsere Wirtschaft, dass digitale Basiskompetenzen besser vermittelt werden, damit mehr qualifizierte Fachkräfte auf den Arbeitsmarkt kommen. Deshalb müssen die digitale Bildung vereinfacht und mehr Bildungsangebote geschaffen werden.
Daten und Datennutzung sind wichtige Schlüssel für neue Geschäftsmodelle und effizientere Prozesse. Wenn sie Daten erheben und verwenden wollen, sind die Unternehmen derzeit aber nicht nur durch technische Hürden und mangelnde Datenkompetenz ihrer Teams eingeschränkt. Vor allem klagen sie über rechtliche Unsicherheiten, zum Beispiel darüber, ob eine Nutzung datenschutzkonform erfolgen kann. Schon die Klärung, ob es sich um ein personenbezogenes Datum handelt, kann KMU überfordern. Nur wenn Regeln und Rechtsprechung eindeutig sind, wird die Digitalisierung unserer Unternehmen an Fahrt aufnehmen.
Grafik: DIHK-Digitalisierungsumfrage 2022/2023
Autor
Dr. Sven Saage
Telefon 069 8207-404
saage@offenbach.ihk.de