Nachfolger aus den eigenen Reihen sind Glücksfälle

Wenn Mitarbeiter Unternehmer werden

Wo ist der Mensch, der ein Lebenswerk in die Zukunft führt, mit einem bewährten Team neu durchstartet, einen Kundenstamm pflegt und weiterentwickelt? Möglicherweise arbeiten er oder sie schon im Unternehmen und kennen sich bestens damit aus.

Nach langjährigem Arbeiten Seite an Seite hat Agentur-Gründerin Mandy Linnecke genannt Wernst
die Topteam GmbH an Alexander Törpsch-von der Heide übergeben. / Foto: Topteam GmbH

Alexander Törpsch-von der Heide ist ein Nachfolger, der sein Unternehmen von der Pike auf kennengelernt hat. 2008 arbeitete er erstmals für die Topteam GmbH. Seit 2020 ist er der Inhaber der Agentur für Personaldienstleistungen in der Offenbacher Körnerstraße. 15 Angestellte und gut 2.000 Hostessen und Hosts arbeiten für sein Unternehmen.

Von der Hilfskraft zum Chef

Schon während seines Studiums der Kommunikations- und Politikwissenschaften beginnt Törpsch-von der Heide, als Hilfskraft für Topteam auf Messen und Veranstaltungen zu arbeiten. 2012 wird er als Projektleiter angestellt. „Ich habe damals gedacht, es wäre schön, eines Tages eine solche Agentur zu leiten. Aber ich habe nicht erwartet, dass es so schnell geht“, sagt er zurückblickend.

2015 übernimmt er die Teamleitung für den Messe- und Eventbereich und ist mit sechs Mitarbeitern unter anderem für die Internationale Automobilausstellung (IAA) zuständig. 2017 kündigt seine Chefin Mandy Linnecke genannt Wernst an, dass sie bald beruflich kürzertreten will. Sie fragt ihn nach seinen Plänen. Er signalisiert ernsthaftes Interesse an der Agentur, bekommt sukzessive Einblick in die Geschäftsführungsaufgaben und Kontovollmachten. 2019 rückt er in die Geschäftsleitung auf mit dem Ziel, die Agentur zu übernehmen.

„Ursprünglich sollte die Übergabe 2023 stattfinden. Aber Corona hat alles beschleunigt“, berichtet Törpsch-von der Heide. Ende 2020 wird der Kauf abgeschlossen. Bis Dezember 2021 stand ihm seine ehemalige Chefin noch beratend zur Seite.

Vertraute Unterstützer

Für die Übergabe beziehungsweise Übernahme eines Unternehmens sind laut Törpsch-von der Heide der Steuerberater und der Rechtsanwalt zentrale Ansprechpartner. Darauf weist er zum Beispiel hin, wenn er in der IHK Offenbach am Main Vorträge zum Thema Unternehmensnachfolge hält. „Unser Steuerberater arbeitet seit zwölf Jahren für Topteam, unser Rechtsanwalt noch länger. Sie sind Mentoren für mich, die ganz spezielles Wissen zu Topteam haben.“ Ein Wechsel hat entsprechend nicht für ihn zur Debatte gestanden.

Der heute 39-Jährige hat ein Darlehen der Bürgschaftsbank Hessen in Kooperation mit der Deutschen Bank erhalten. Die IHK Offenbach am Main unterstützte ihn, es zu beantragen. „Seitdem stehe ich mit dem Team Existenzgründung und Unternehmensförderung in Kontakt. Ich habe zum Beispiel beim Gründertag von meinen Erfahrungen berichtet.“ Den Austausch mit anderen Unternehmern, die einen ähnlichen Weg gehen, schätzt er sehr.

Neue Wege gehen

Seine Übernahme von Topteam fiel mitten in die Pandemie. Messen und Großveranstaltungen wurden abgesagt. „Zeitweise war die Hälfte der Mitarbeiter in Kurzarbeit“, sagt der Geschäftsführer. Er fand ein neues Geschäftsfeld: Mit einem Partner eröffnete er deutschlandweit Corona-Testcenter. „Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Das Thema ist komplex. Wir kooperieren mit einem Arzt, und in jedem Testcenter sind ein bis zwei Krankenschwestern oder Medizinstudenten tätig. Alle anderen Mitarbeiter sind intensiv geschult. Unser Team ist dankbar, dass es weitergeht. Wir haben trotz Corona einen guten Umsatz und Gewinn erreicht.“

Törpsch-von der Heide hat 2021 außerdem die Digitalisierung des Unternehmens vorangetrieben. „Kommunikation, Verträge, Buchhaltung – wir haben unsere bis dahin noch analogen Prozesse zu 80 Prozent digitalisiert“, sagt er. Und er überdenkt das Unternehmensportfolio. Zukünftig soll Topteam verstärkt auch Konzepte für Messen und Events anbieten. „Die Aussteller gehen heute zu den Endkunden, zum Beispiel in die Stadtzentren. Promotion und Marketing gewinnen an Bedeutung“, ist er überzeugt. Entsprechend stellt er sein Unternehmen für die Zeit nach der Pandemie auf und prognostiziert: „Wenn wir die Testcenter schließen, weil das Thema Corona durch ist, wird es mit den Veranstaltungen wieder losgehen. Die Budgets dafür sind frei.“

www.topteam-gmbh.com

Autorin

Birgit Arens
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