Energieeffizienz, Fuel-Switch und Elektrifizierung

Wege aus der Energiekrise

Seit zehn Jahren berät die Hessische Initiative für Energieberatung im Mittelstand (HIEM) kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Peter Sülzen, Kompetenzfeld Nachhaltigkeit der IHK Offenbach am Main, und Sasa Petric, Projektleiter der HIEM, skizzieren im Interview, was KMU in der aktuellen Energiekrise unternehmen können.

Sasa Petric,
Projektleiter
der HIEM. 

Foto: HIEM

Peter Sülzen, Kompetenzfeld Nachhaltigkeit bei der IHK Offenbach am Main. 

Foto: IHK

Wie schätzen Sie die aktuelle Energiekrise und ihre Auswirkungen auf die KMU ein?

Sasa Petric: Die Energiepreise steigen seit Jahren. Vor allem bei Gas erleben wir durch den Angriffskrieg Putins auf die Ukraine einen enormen Preisanstieg. Das führt zu einer Verunsicherung in KMU. Viele sind besorgt, ob sie im Winter noch Gas erhalten. Ich gehe davon aus, dass die Bundesregierung genügend Gas beschaffen kann. Es ist aber eine Frage des Preises, und das ist für KMU bei geringen Margen ein Problem.

Was können KMU kurzfristig unternehmen?

Peter Sülzen: Kurzfristig sollten sie prüfen, ob sie durch einen Fuel-Switch Gas substituieren können. Für den Fall, dass Gas rationiert wird, sollten Unternehmer jetzt mit ihrem Versorger sprechen, ihren Gasbedarf anmelden. Hilfreich sind Notfallpläne. Denn die Vorlaufzeit, mit der die Gaszuteilung limitiert würde, beträgt nur wenige Tage. Um einen gasbasierten Industrieprozess abzustellen, sollten Personal, Ressourcen und Know-how bereitstehen. So können die Betriebe schnell handeln und ihre Maschinen ohne Schaden herunterfahren.

Auf welche langfristigen Perspektiven müssen sich KMU einrichten?

Sasa Petric: Fossile Energien sind ein Auslaufmodell. Angesichts des Klimawandels sind sie nicht mehr zu verantworten. Hier müssen auch KMU mitziehen und ihre Prozesse entlang der technischen Entwicklung von fossilen Energieträgern unabhängig machen. Deshalb wurde übrigens vor genau zehn Jahren die HIEM ins Leben gerufen. Wir unterstützen KMU, ihren Weg in eine klimaneutrale Zukunft und für die nächste Generation sicher zu gestalten.

Peter Sülzen: Die Unabhängigkeit von fossilen Energien ist ein Entwicklungspfad, der auf drei Säulen basiert: Energieeffizienz, erneuerbare Energien sowie die Elektrifizierung – also die Sektorenkopplung mit dem Wärmemarkt, der auch die industrielle Prozesswärme beinhaltet. Vor allem bei der Energieeffizienz und der Elektrifizierung hat sich in den letzten Jahren technologisch viel getan. Deshalb sollten Unternehmerinnen und Unternehmer immer wieder nach Effizienzpotenzialen fahnden und optimieren.

Welche mittel- und langfristigen Strategien sollten KMU entwickeln?

Sasa Petric: Meine Kolleginnen und Kollegen von der HIEM und ich finden bei unserer Impulsberatung in allen Betrieben Effizienzpotenziale von 20 bis 30 Prozent. Wichtig ist angesichts der aktuellen Energiekrise, in Zukunftstechnologie zu investieren. Auch haben viele Betriebe ungenutzte Dächer oder Freiflächen, auf denen sie Fotovoltaikanlagen errichten könnten. Ebenso ist die Abwärmenutzung ein großes Thema. Wärmeenergie aus industriellen Prozessen sollte viel häufiger als bisher weiterverwendet werden, anstatt sie in die Atmosphäre abzuführen. Industrielle Wärmepumpen werden zudem immer leistungsfähiger.

Und was ist mit Unternehmen, die eine Investitionsförderung benötigen?

Sasa Petric: Förderprogramme sind reichlich vorhanden. Gerade erst hat das Land Hessen eine neue Runde von PIUS-Invest gestartet. PIUS steht für Produktionsintegrierten Umweltschutz und besteht aus Beratungs- und Investitionszuschüssen. Die HIEM berät KMU für eine optimale Fördermittelkombination und -beantragung – auch bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und der WIBank. Bei PIUS sind Zuschüsse von bis zu 500.000 Euro oder 40 Prozent der förderfähigen Summe möglich. Auch die Konzepterstellung und Beantragung wird mit bis zu 13.000 Euro gefördert. Wir begleiten unsere Kunden durch den gesamten Prozess. 

Peter Sülzen: Wenn es die HIEM nicht seit zehn Jahren gäbe, müssten wir sie spätestens jetzt erfinden. Ihr Vorzug ist, dass sie unsere hessischen KMU produktneutral und unabhängig berät. Hier gibt es keine versteckten Interessen.

Die Fragen stellte
Christian Gasche,
Sigma Communication, Frankfurt

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