Stadt und Kreis Offenbach brauchen immer mehr Trinkwasser

Wasser für Wachstum und Entwicklung

Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Es ist grundlegend für das Funktionieren unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft. Der ZWO – Zweckverband Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach gewährleistet, dass Trinkwasser in der Region zuverlässig zur Verfügung steht. Das wird allerdings immer schwieriger.

Wasser ist lebensnotwendig, für die Menschen genauso wie für die Unternehmen in der Region. / Foto: Hyrma – Adobe Stock

ZWO-Geschäftsführer Bernd Petermann gibt im Interview Auskunft, wie es um die Wasserversorgung der Region bestellt ist und wie sie sichergestellt werden kann.

Herr Petermann, wo kommt das Trinkwasser her, das wir in Stadt und
Kreis Offenbach verbrauchen, und wie viel Wasser verbrauchen wir überhaupt?

Das Grundwasser gewinnt der ZWO aus sechs Wassergewinnungsgebieten mit mehr als 100 Brunnen aus dem Grundwasserkörper der Untermainebene, der sogenannten Hanauer-Seligenstädter-Senke. Im Jahr 2022 betrug die Trinkwasserabgabe 19,1 Millionen Kubikmeter. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch der Bevölkerung in den vollversorgten Kommunen betrug 141 Liter am Tag im Jahr 2022, inklusive der Verbräuche durch Industrie, Gewerbe und gegebenenfalls Landwirtschaft.

Wie steht es um die Ressource Wasser in unserer Region?

Die Jahre 2016 bis 2021 waren gekennzeichnet durch zu geringe Niederschläge, also langanhaltende Trockenperioden. Die sehr warmen Sommer begannen teilweise schon im Frühjahr und reichten bis in den Herbst. Insbesondere in den ausgesprochenen Trockenjahren 2018 bis 2021, in denen zudem noch die Wasserverbräuche stark zunahmen, fielen die Grundwasserstände stetig. Auch 2022 hat sich diese Entwicklung leider fortgesetzt. Die Tagesverbräuche und die sogenannten Spitzenverbräuche sind, sowohl was die Höhe als auch was die Dauer angeht, stark gestiegen. Das hat im genannten Zeitraum dazu geführt, dass die Wasserrechte des ZWO zu über 90 Prozent ausgelastet wurden und sich die Grundwasserstände auch über die Winterhalbjahre in den Gewinnungsgebieten des ZWO nur sehr langsam oder gar nicht erholen konnten. Das führt zu einer angespannten Situation, da der ZWO sein Trinkwasser zu 100 Prozent aus Grundwasser aufbereitet.

Wo wird am meisten Wasser verbraucht?
Welche Rolle spielt die Industrie?

Der Wasserverbrauch, das heißt die Nutzung des Grundwassers, ist auch abhängig von der Nutzung durch Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe sowie vom häuslichen Gebrauch, der wiederum von der Bevölkerungszahl abhängt. Genaue Zahlen kann der ZWO nicht nennen, da er für die voll- und teilversorgten Kommunen im Kreis Offenbach als sogenannter Fernwasserversorger über keine diesbezüglichen Daten der Endverbraucher der einzelnen Kommunen verfügt.

Was können Unternehmen tun, um
nachhaltiger mit der Ressource Wasser umzugehen?

Vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Bedingungen sollten Unternehmerinnen und Unternehmer – wie alle anderen Verbraucher der kostbaren Ressource – sorgsam mit Trink­wasser umgehen. Sie sollten prüfen, wo Brauchwasser genutzt werden kann, und dies auch tun, wenn es möglich ist. Das entlastet die öffentliche Trinkwasserversorgung.

Wird die Region Offenbach weiter wachsen können?
Wird ausreichend Wasser vorhanden sein, um eine wachsende
Bevölkerung und zusätzliche Unternehmen zu versorgen?

Der ZWO geht davon aus, dass die Region Offenbach weiter wachsen kann. Um das Wachstum auch künftig abzusichern, sind weiterreichende Maßnahmen zu prüfen und umzusetzen. Denn die vorhandenen Ressourcen alleine, also das nutzbare Dargebot an Grundwasser, werden nicht ausreichen, um den wachsenden Bedarf an Trinkwasser zu decken.

Was kann beziehungsweise was muss getan werden, um die zukünftige
Wasserversorgung in unserer prosperierenden Region zu gewährleisten?

Der ZWO hat einen Zukunftsplan Wasser mit verschiedenen Lösungsansätzen erarbeitet: Dazu gehört die Stärkung des Fernwasserverbunds, insbesondere mit der Hessenwasser GmbH & Co. KG, den Stadtwerken Hanau und dem ZVG Dieburg, zur Erhöhung der Wasserbezugsmenge. Dann geht es um den sorgsamen Umgang mit Wasser: Insbesondere städtebauliche Maßnahmen müssen bei der Bauleitplanung und der Umsetzung von Bauplänen noch besser berücksichtigt werden. Alternativen zur Nutzung des Trinkwassers müssen enthalten sein. Außerdem setzen wir auf kommunale Wasserkonzepte und die Umsetzung von Maßnahmenkatalogen, die daraus resultieren.

Was geschieht heute schon konkret in der Region,
damit die Ressource Wasser auf Dauer verfügbar bleibt?

Im September 2022 hat der ZWO in enger Zusammenarbeit mit den angeschlossenen Kommunen und einem Ingenieurbüro begonnen, ein umfassendes Kommunales Wasserkonzept zu erstellen. Das vom hessischen Umweltministerium geförderte Projekt wird das Dargebot und die Nutzungen aller Wässer bilanzieren. Neben der Wassergewinnung für die Trinkwasserversorgung soll auch die Grundwassernutzung durch Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe analysiert werden. Ziel ist es, alle Grundwasserentnahmen im Versorgungsgebiet zu identifizieren und zu quantifizieren. Potenziale, aber auch schon vorhandene und zukünftige Konflikte bei der Nutzung des Grundwassers werden untersucht.

Im Rahmen des Konzepts wird eine Bedarfsprognose bis in das Jahr 2050 erstellt, die dem ZWO und den einzelnen Kommunen einen Blick in die Zukunft der Wasserversorgung erlaubt. Ein weiterer elementarer Baustein des Wasserkonzepts wird die Analyse zur Trinkwassersubstitution sein. Es werden Stellen identifiziert, die für eine Nutzung von Brauchwasser infrage kommen. Schließlich wird jede Kommune einen Maßnahmenkatalog zum Wassersparen und zum rationellen Umgang mit Wasser erhalten.

www.zwo-wasser.de

Filterhalle im Wasserwerk Hintermark bei Heusenstamm. / Foto: ZWO

Die Fragen stellte

Robin Hillesheim, IHK Offenbach am Main