Bewegte Zeiten für die Stadt-Apotheke
Traditionsunternehmen trotzt der Internet-Konkurrenz
Die Stadt-Apotheke wurde 1715 als Klosterapotheke gegründet und 1805 in die Stadt verlegt. 1840 bezog sie ihren heutigen Standort in einem sehenswerten Fachwerkhaus am Marktplatz. Hinter der historischen Kulisse verbirgt sich ein modernes Gesundheitsunternehmen.
Thorsten Thieme ist begeistert vom Standort am Seligenstädter Marktplatz und möchte, dass das Zentrum weiter gestärkt wird.
Foto: Arens-Dürr/IHK
„Seligenstadt ist natürlich eine Oase“, sagt Apotheker Thorsten Thieme, der seit neun Jahren Inhaber der Stadt-Apotheke ist. „Man hat eine herrliche Altstadt vor der Tür, Geschichte pur, belebt mit den vielen kleinen, inhabergeführten Geschäften und zweimal pro Woche Markt. Zudem gibt es Kliniken und viele Ärzte, auch Fachärzte. Ich denke, das ist für so eine kleine Stadt schon etwas Besonderes. Hoffentlich bleibt es nach der Pandemie weiterhin so.“
Da Apotheken als systemrelevant eingestuft sind, verursachte ihm Corona keine wirtschaftlichen Sorgen. „Es ist vielmehr so, dass man Angst um die eigene und die Gesundheit der Angestellten hat. 2020 war ein ziemlich intensives Jahr. Viele Kunden fürchteten Lieferschwierigkeiten und haben im ersten Quartal ihre Medikamente gehamstert“, berichtet er.
Zu Thiemes Team gehören sechs Mitarbeiterinnen und zwei Botendienstfahrer. „Wir haben uns zur Schmerz-Apotheke spezialisiert. Außerdem bieten wir das Anmessen von Kompressionsstrümpfen an. Zweimal täglich liefert unser Botendienst Medikamente aus, auf Wunsch kontaktlos“, berichtet er.
Als die Maskenpflicht kam, galt es, genug Nachschub zu bekommen. Gelegentlich gab es Sorgen, Familienmitglieder oder Freunde von Mitarbeitern hätten Kontakt zu Coronapositiven gehabt. „Da hält man die Luft an“, sagt Thieme. Zum Glück wurde es nie ernst. Die Maskenaktion des Bundes sei zwar gut vergolten, aber logistisch und personell extrem herausfordernd gewesen.
Nun sorgt die Einführung des E-Rezepts für Unruhe in der Branche. Ab dem 1. Januar 2022 müssen verschreibungspflichtige Arzneimittel elektronisch verordnet werden. Das soll Abläufe in Arztpraxis und Apotheke vereinfachen. „Es wird sich viel ändern. Das bringt immer Chancen, aber auch Gefahren. Online-Bestellungen werden vereinfacht. Die sind bei uns auch möglich und wir liefern am selben Tag. Trotzdem kann das E-Rezept der Internet-Konkurrenz in die Hände spielen“, sagt der Apotheker.
Zu Seligenstadts Entwicklung hat Thieme konkrete Anregungen: „Ich finde, die Innenstadt müsste noch konsequenter gestärkt werden. Ärzte bringen Frequenz und davon profitieren alle. Einige Mediziner ziehen jedoch raus ins Gewerbegebiet. Die Vorteile wie neue, große Flächen und ausreichend Parkplätze liegen natürlich auf der Hand. Es wäre trotzdem gut, wenn der Schwerpunkt dort auf klassischen Gewerbebetrieben läge. Diese Fehlentwicklung beruht aber auf Entscheidungen, die schon vor vielen Jahren getroffen wurden.“ Mit der Wirtschaftsförderung und dem Bürgermeister steht er im konstruktiven Austausch. Außerdem zählt er auf den Gewerbeverein, in dessen Vorstand er sich engagiert.