Herausforderung Berufsbildung

IHK-Vizepräsident Hans-Joachim Giegerich. Foto: IHK.

Das System der dualen betrieblichen Berufsausbildung in Deutschland ist ein Erfolgsmodell, um das uns viele Länder beneiden. Immerhin leisten dual ausgebildete Fachkräfte einen wesentlichen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes.

Zugleich beschert es uns eine im internationalen Vergleich erfreulich niedrige Quote an arbeitslosen Jugendlichen von unter sieben Prozent. Diese Erkenntnisse werden oft und gerne vorgetragen. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und eines sich verschärfenden Mangels an beruflich qualifizierten Fachkräften bieten die Unternehmen seit Jahren stetig mehr betriebliche Ausbildungsplätze an. Leider wird es jedoch immer schwerer, diese Stellen auch qualifiziert zu besetzen. Im vergangenen Jahr sind in der Region Offenbach 240 Angebote unbesetzt geblieben. Eine Verdoppelung gegenüber 2014. Dafür hält der Trend zur Hochschule an, und erstmals wurden mehr Studienanfänger als neue Auszubildende registriert – obwohl nur rund zehn Prozent der gesuchten Fachkräfte eine akademische Ausbildung benötigen. Abbruchquoten von über 50 Prozent in einigen Studienrichtungen zeigen gleichzeitig, dass längst nicht jede Entscheidung zur Aufnahme eines Studiums zielführend war. Höchste Zeit also, die duale betriebliche Berufsausbildung für Schulabgänger wieder so interessant und erstrebenswert zu machen, wie sie es verdient – im Interesse der Unternehmen und der Schulabgänger gleichermaßen.

Die Industrie- und Handelskammern werden deshalb unter dem Titel „Berufliche Bildung 2025“ eine Reihe von Handlungsfeldern bearbeiten, um „Exzellenz durch Praxis“ als Markenzeichen zu stärken. Zu den wichtigsten Feldern zählen die Qualität und Attraktivität der beruflichen Bildung stärken, neue Zielgruppen – so auch Flüchtlinge – für die berufliche Bildung gewinnen, Modelle zur Kombination der betrieblichen Ausbildung mit Studium oder Weiterbildung entwickeln, die Sicherung der Leistungsfähigkeit der Berufsschulen in der Region und die digitale Bildung gestalten.

In der vorliegenden Ausgabe der Offenbacher Wirtschaft erfahren Sie mehr darüber, wie die IHK Offenbach am Main diese Herausforderungen, zum Beispiel mit dem Angebot der Lehrstellenbörse, der Ausbildungsmesse oder der Beratung zum dualen Studium, aufgreift.

Ihr

Hans-Joachim Giegerich