200 Jahre IHK OF

Die Wirtschaft braucht ein gutes Schienennetz – gestern, heute und in Zukunft

Neue Schienenstrecken haben schon immer Impulse für die Stadtentwicklung und für die Wirtschaft gesetzt. Die Ursprünge des Schienennetzes in der Region Offenbach finden sich einige Jahre nach der Gründung der IHK. Im Jahr 1846 nahm die Main-Neckar-Bahn von Frankfurt über Darmstadt in Richtung Süden ihren Betrieb auf. Die Frankfurt-Offenbacher Lokalbahn folgte schon 1848.

Foto: Emilio Ereza – stock.adobe.com

Foto: Hernandez and Sorokina

1884 pendelte eine elektrische Straßenbahn gemächlich zwischen Offenbach und Frankfurt. Heute sind schnelle, aufeinander abgestimmte Verbindungen von Straße, Schiene und Radweg gefragt.

Die IHK hat sich in der Folge immer wieder für einen Ausbau der Infrastruktur und für die Interessen der Unternehmen in Stadt und Kreis Offenbach eingesetzt. Im Jahr 1907 stellte sie im Zuge einer Diskussion über eine Bahnlinie von Sachsenhausen über Frankfurt-Ost nach Vilbel eine erste „Pendlerstudie“ vor. Demnach fuhren damals täglich 900 bis 1.000 Arbeiter von Langen, 765 von Sprendlingen und 1.100 bis 1.200 von Neu-Isenburg nach Frankfurt am Main. Dieses Arbeitskräftepotenzial, so die damalige Argumentation, ging den Unternehmen in der Stadt Offenbach verloren.

Die Pendlerzahlen sind zwar inzwischen ungleich höher, aber über eine solche Verbindung in Richtung Bad Vilbel, die Regionaltangente Ost (RTO), wird ganz aktuell wieder diskutiert. Und auch derzeit geht es um die Frage, ob und wie die Stadt Offenbach an eine solche Verbindung angeschlossen werden kann. Eine Untersuchung zur RTO soll noch 2021 vorgestellt werden. Die IHK Offenbach am Main wird in der Diskussion erneut eine aktive Rolle spielen.

Die 1905 in Betrieb genommene Dreieichbahn von Dreieich-Buchschlag über Rödermark nach Dieburg soll weiterentwickelt werden. Die IHK Offenbach am Main macht sich für einen teilweise zweispurigen Ausbau, eine Elektrifizierung und eine Überprüfung der Verbindung in Richtung Flughafen Frankfurt stark. Damit verknüpft ist die derzeit konkreteste Entwicklung im Schienennetz in der Region Offenbach. Bereits 2026 könnten erste Fahrgäste auf der Regionaltangente West (RTW) von Dreieich über Neu-Isenburg, den Flughafen und Eschborn bis nach Bad Homburg unterwegs sein. Konkrete Planungsverfahren laufen. Die von der IHK unterstützte Möglichkeit, Langen an die RTW anzuschließen, wird vertieft untersucht.

Die RTW wird der erste Baustein eines zukünftigen Schienenrings rund um Frankfurt sein. Das historisch gewachsene Streckennetz in der Region ist auf den Frankfurter Hauptbahnhof und bei den S-Bahnen auf den Citytunnel in Frankfurt ausgerichtet. Die verschiedenen diskutierten Regionaltangenten helfen, diesen Engpass zu entlasten. Dazu zählt die sogenannte Südtangente von Rödermark und Rodgau über Offenbach-Hauptbahnhof nach Frankfurt-Süd und weiter zum Flughafen mit längerfristigen Optionen Richtung Hanau/Aschaffenburg beziehungsweise Wiesbaden oder Darmstadt. Hier konnte die IHK gemeinsam mit der Stadt Offenbach und dem Landkreis erreichen, dass eine Machbarkeitsuntersuchung ebenfalls 2021 stattfindet.

Auch bei der S-Bahn lohnt ein Blick in die Vergangenheit. Was heute selbstverständlich erscheint, in 29 Minuten von Rodgau-Jügesheim in die Frankfurter Innenstadt zu fahren, ist erst seit 2003 möglich. In der Stadt Offenbach wurde kontrovers über die Streckenführung der S-Bahn diskutiert. Die IHK hat vehement den aufwendigen Bau des Offenbacher Citytunnels befürwortet, der 1995 eingeweiht wurde. Das S-Bahn-Netz ist für viele Pendler in der Region das Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs. Die Unternehmen profitieren von einer leistungsfähigen Infrastruktur: Sie erschließt ihnen das Fachkräftepotenzial der gesamten Region.

Auch in Zukunft werden die IHK-Mitgliedsunternehmen Fachkräfte benötigen. Die Region wird weiter wachsen und gleichzeitig die Mobilitätsbedürfnisse von Menschen und Unternehmen. Deshalb setzt sich die IHK Offenbach am Main für einen ganzheitlichen Blick auf alle Verkehrsträger ein. Straßen, Schienen und Radwege müssen ausgebaut und die Verknüpfungen verbessert werden.

Die Geschichte hat es gezeigt: Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur sind aktive Wirtschaftsförderung.

www.IHKOF.DE/200

Autor

Frank Achenbach
Telefon 069 8207 241
achenbach@offenbach.ihk.de