26 Jahre Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV)

Der RMV hat viel geleistet und noch viel zu tun

Der RMV ist ein Zusammenschluss von Landkreisen und Städten zwischen Aschaffenburg und Mainz/Wiesbaden sowie Bergstraße und Mittelhessen. Sein Einzugsgebiet reicht zwar über die Metropolregion hinaus. Er ist aber im Kern perfekt auf die Metropolregion zugeschnitten.

Ob Handyticket oder Auslastungsprognose auf dem Smartphone – der RMV digitalisiert den öffentlichen Personennahverkehr. / Foto: RMV/Jan Haas

Wie hat der RMV die Metropolregion vorangebracht und welche Vorhaben stecken derzeit in der Pipeline? Prof. Knut Ringat, seit 2009 Sprecher der Geschäftsführung, bezieht im Interview Stellung.

Prof. Knut Ringat ist seit 2008 Geschäftsführer und seit September 2009 Sprecher der Geschäftsführung des RMV. Darüber hinaus ist er seit 2009 Vizepräsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV) und Vorsitzender der Sparte Verbund- und Aufgabenträgerorganisationen des VDV. / Foto: RMV/Holger Peters

Herr Prof. Ringat, der RMV steht heute als Synonym für öffentlichen Nahverkehr
in der Metropolregion FrankfurtRheinMain. Seit wann gibt es ihn eigentlich?

2020 haben wir unseren 25. Geburtstag gefeiert. Die Gründung 1995 war schon eine richtige Nahverkehrsrevolution. In den Jahren zuvor fuhren immer weniger Fahrgäste mit und Schienenstrecken wurden stillgelegt. Mit der RMV-Gründung hat sich das Blatt gewendet. 2019 sind 824 Millionen Fahrgäste mit uns gefahren und damit über 50 Prozent mehr als zum RMV-Start. Unser Erfolgsrezept ist der Grundsatz: „Ein Fahrplan, ein Fahrschein, ein Fahrpreis“. Ein weiteres Plus ist unsere regionale Verankerung, mit der wir immer nah an den Menschen sind.

Was bedeutete die Coronapandemie
für den RMV?

Mit der Coronapandemie entfielen zahlreiche Anlässe für Mobilität. So, wie der Straßenverkehr massiv zurückging, sank auch die Auslastung der Busse und Bahnen im RMV. Wichtig ist, dass wir jetzt schnell wieder an die Vor-Corona-Nachfrage anknüpfen. Bis 2030 wollen wir nicht nur, wir müssen auch die Zahl der Fahrgäste um 30 Prozent erhöhen, um die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen.

Wie passt dieses Wachstumsziel zum
überlasteten Schienennetz in Hessen?

Mehr Fahrgäste auf der Schiene kann es nur mit einem Ausbau der Schienenwege geben. Nach Jahren des Planens stehen wir jetzt vor einem Jahrzehnt des Bauens. Egal, ob Kinzigtalbahn, Regionaltangente West oder eigene Gleise für die S6 zwischen Frankfurt und Bad Vilbel: All diese Projekte werden endlich verwirklicht. Natürlich bleiben dabei Einschränkungen nicht aus. Das Durchhalten lohnt sich aber: Die Baumaßnahmen sind Voraussetzung, dass mehr dringend benötigte Züge im Knoten Frankfurt fahren können – und wir somit den ÖPNV als Ganzes verbessern.

30 Prozent mehr Fahrgäste passt aber
doch auch nicht zum Trend zum Homeoffice?

Auch wir gehen davon aus, dass Homeoffice nach Corona bleibt. Wir müssen aber sehen, dass 2020 laut dem Statistischen Bundesamt nur 13 Prozent aller Pendlerinnen und Pendler Bus und Bahn genutzt haben. Wenn es uns gelingt, noch mehr Autofahrer zum Umsteigen zu bewegen, sind die aktuell freien Kapazitäten schnell wieder ausgelastet. Großes Potenzial bieten Freizeitverkehre, die in Summe der gefahrenen Kilometer genauso viel ausmachen wie Arbeits- und Ausbildungswege.

Wie wollen Sie die Menschen überzeugen, vom Auto umzusteigen
oder wieder mehr mit Bus und Bahn unterwegs zu sein?

Wir nutzen den Schub, den Corona der Digitalisierung verpasst hat. Dazu gehört im Jahr 2022 das Release der grundlegend neu aufgesetzten RMV-App, die andere Verkehrsmittel stark einbezieht. Auch die bundesweite Vernetzung ist vorgesehen. Sie können dann mit der RMV-App Fahrkarten für die U-Bahn in München kaufen. Zudem testen wir eine Technik, mit der Fahrgäste einfach einsteigen und losfahren können – für das richtige Ticket sorgt das Smartphone automatisch. Einen regelrechten Boom erleben wir beim JobTicket, das wir ebenfalls weiterentwickeln wollen. Für Gelegenheitsfahrer haben wir den „PrepaidRabatt“, mit dem es 20 Prozent Rabatt auf Einzelfahrkarten gibt. Große Potenziale stecken außerdem in On-Demand-Angeboten. Das sind Shuttles, die den ÖPNV ergänzen – vor allem dort, wo Bus und Bahn nicht ganz passgenau fahren und die Menschen lieber ins Auto steigen. Im RMV bauen wir aktuell Deutschlands größtes Netzwerk auf.

Lassen sich mit solchen On-Demand-Angeboten Gewinne machen?

Die Verkehrs- und Mobilitätswende gibt es nicht zum Nulltarif. Jede Angebotsausweitung – egal, ob Bus, Bahn oder on demand – benötigt Zuschüsse, um finanziert zu werden. Hier ist die Politik gefragt, die richtigen Weichen zu stellen. Denn eines ist klar: Ohne massive Ausweitungen im ÖPNV verfehlen wir die Klimaziele. Das ist nicht nur desaströs für unsere Umwelt, sondern bedeutet auch milliardenschwere Strafzahlungen an die EU. Und bevor das Geld so verloren geht, ist es doch besser in einen leistungsstarken öffentlichen Nahverkehr investiert.

www.rmv.de