Kein Raum für Missverständnisse in der internationalen Kommunikation

Wer will schon einen Mist-Lockenstab kaufen?

Daniela Gotta fertigt Fachübersetzungen an und ist gerichtlich ermächtigte Diplom-Übersetzerin, Dolmetscherin und ausgebildete Mikrofonsprecherin. Sie unterstützt Unternehmen bei der internationalen Kommunikation. Im Interview macht sie deutlich, wie wichtig dabei eine professionelle Herangehensweise ist.

Daniela Gotta unterhält ihr Büro in Rödermark und kooperiert mit Kollegen weltweit. 

Foto: Daniela Gotta

Wo findet internationale Unternehmenskommunikation statt?

Sie kann überall dort stattfinden, wo internationale Zusammenarbeit stattfindet und Kunden gewonnen werden sollen. Sie gehört also schon in die Geschäftsanbahnung – auf die Unternehmenswebsite, auf Messen, in Posts in sozialen Medien wie LinkedIn. Finden Sie heraus, wo sich die Zielgruppe aufhält. Aber auch sonst in der Unternehmenskommunikation ist Internationalität allgegenwärtig, von der täglichen Korrespondenz bis hin zu Vertragswerken, bei multinationalen Firmen einfach überall.

Für welche Unternehmen ist es wichtig, mehrsprachig zu kommunizieren, und warum?

Es ist für alle Unternehmen Pflicht, die nicht ausschließlich im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) tätig sind. Doch selbst innerhalb des DACH-Raums ist es bereits wichtig, denn alleine die Schweiz hat vier Landessprachen. Und auch innerhalb Deutschlands gibt es Unternehmen, in denen fast ausschließlich Englisch gesprochen wird. Wer außerhalb der deutschsprachigen Länder Kunden, Partner oder Zulieferer hat oder gewinnen will, muss mehrsprachig kommunizieren. Für Firmen, die von einem ausländischen Unternehmen aufgekauft wurden und sich in eine multinationale Dachorganisation eingliedern, ist das ebenfalls unerlässlich. Dann wechselt auch die interne Kommunikation in die Fremdsprache.

Im Marketing und besonders im Onlinemarketing spielt Internationalität eine große Rolle. Wer heute verstanden hat, dass er auf moderne Marketingmethoden nicht nur zurückgreifen kann, sondern muss, der weiß, dass er mit internationalen Untertiteln (YouTube, Facebook etc.) automatisch die ganze Welt über die drei wichtigsten Suchmaschinen erreicht.

Ist es für manche Branchen ein Muss, mehrsprachig zu kommunizieren?

Ja, es gibt Branchen wie die IT, dann natürlich Zweige, die typischerweise international arbeiten, wie Schwerindustrie, Maschinenbau, Automotive- und Schienenfahrzeugbau oder Rechenzentren- und Kraftwerksbau, aber auch deutsche Mittelständler, deren Produkte im Ausland eine Nische bedienen. Ich habe einen Kunden, den ich als „urdeutsch“ bezeichnen würde. Er stellt in Bayern Industrieprodukte her. Dieses Unternehmen hat bei Danilingua Dokumente in acht Sprachen bestellt. Wenn ich Zulieferer für ein multinationales Unternehmen sein will, dann ist internationale Kommunikation vorgeschrieben.

Wie steigt ein Unternehmen in die mehrsprachige Kommunikation ein?

Mein Rat für den ersten Schritt lautet: Setzen Sie auf einen professionellen Übersetzer/Berater, der sich auskennt. Holen Sie sich den Profi an die Seite, denn Sie können in Teufels Küche kommen, wenn Sie es ohne das erforderliche Know-how versuchen.

Möglicherweise gibt es jemandem im eigenen Team, der einige Jahre in England, den USA oder einem anderen Land verbracht hat, in dem die aktuell benötigte Fremdsprache Amtssprache ist. Vielleicht bietet er oder sie Hilfe an. Das ist nett gemeint, hat aber meist nichts mit professionellem Übersetzen zu tun, schon gar nicht, wenn es um Fachsprache (Recht, Marketing etc.) geht. Das kann zu gravierenden Missverständnissen führen, mit denen man sich zum Gespött macht – schlimmstenfalls weltweit!

Das Magazin Brandeins hat ein paar Flops gesammelt: Der US-amerikanische Haarspezialist Clairol hat in Deutschland einen Lockenstab namens „Mist Stick“ auf den Markt gebracht und dabei übersehen, dass das englische Wort für „Nebel“, „mist“, auf Deutsch für tierische Fäkalien verwendet wird. Der schwedische Konzern Electrolux wollte seine Staubsauger in den USA mit dem Slogan „Nothing sucks like an Electrolux” bewerben. Die Werber wussten offensichtlich nicht, dass „suck“ nicht nur saugen bedeutet. In der Alltagssprache steht der Slogan nämlich ungefähr für „Nichts ist so scheiße wie ein Elektrolux“.

Wir kennen auch die unzähligen automatisierten Übersetzungen für Produktbeschreibungen, die nicht den geringsten Sinn ergeben. Und dann wundert man sich, dass der internationale Absatz stockt. Im Extremfall können Fehlübersetzungen zu kostenintensiven Klagen, Körperverletzung und sogar zum Tod führen. Übersetzer sind also durchaus auch „Katastrophenverhinderer“.

Wenn es Unternehmen versäumen, sich hier professionell beraten zu lassen, drohen Verluste und Imageschäden. Und ein Imageschaden ist nur sehr, sehr schwer wieder zu beheben, wenn überhaupt. Wie gering ist dagegen die Investition im Vorfeld, damit so etwas erst gar nicht passiert! Wir Übersetzer sind dafür ausgebildet, diese Fallen zu erkennen und sie von vornherein zu vermeiden. Außerdem liest niemand Ihren Text so genau wie ein Übersetzer, der auch Sinnfehler im Original erkennt und kommuniziert.

Aber wie entsteht nun ein Konzept für die gesamte mehrsprachige Unternehmenskommunikation?

Das muss man individuell planen, am besten gleich gemeinsam mit dem professionellen Sprachmittler, der als Berater fungieren kann. Ziele und Zielgruppen müssen klar definiert sein. Darauf wird das Konzept ausgerichtet und schließlich umgesetzt.

Für welche Sprachen sollte man sich entscheiden?

Die Auswahl ist davon abhängig, wo das Unternehmen tätig ist oder welche Märkte es erschließen will. Wenn ich in Rumänien aktiv bin, benötige ich natürlich kein Finnisch. Englisch sehe ich als erste Wahl, dann die Sprache des Zielpublikums.

Wann kommt es infrage, ein Übersetzungstool zu verwenden?

Ein Übersetzungstool kann nützlich sein, wenn eine Anfrage eingegangen ist und schnell verstanden werden muss, worum es geht. Aber die Risiken sind hoch. Die KI erkennt wohl hin und wieder Rechtschreib- oder Grammatikfehler im Original, hat jedoch Schwächen mit Umgangssprache, „Teekesselchen“ und kreativem Ausdruck. Das kann in konfusen Übersetzungen enden. Probieren Sie es selbst und geben einmal „da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt“ ein. Auch der Kontext wird nicht immer erkannt. Wörter werden im falschen Zusammenhang übersetzt. Bei medizinischen oder juristischen Texten ist das besonders gefährlich. Marketingtexte hingegen folgen wieder ganz eigenen Regeln, die definitiv einen kreativen Kopf erfordern, um Ihre Botschaft an die im Ausland geltenden Regeln anzupassen. Der Fachbegriff hierfür ist „Lokalisieren“. Im asiatischen Raum kommt es ganz besonders auf Fingerspitzengefühl an. Erst vor Kurzem hatte ich einen Text, worin das Unternehmen einen spezifischen Bezug auf ein Bundesland genommen hat. In Deutschland wird das verstanden. Im übrigen DACH-Raum wird es schon schwieriger. Treu ins Englische übersetzt, würde dies beim Leser Fragezeichen aufwerfen, weil ihm der soziokulturelle Hintergrund fehlt. Hier ist es unsere Pflicht, das Unternehmen auf diese Falle hinzuweisen und für den ausländischen Leser eine andere Metapher zu finden.

Die KI ist noch weit davon entfernt, den menschlichen Übersetzer zu ersetzen. Sie kann dennoch ein nützliches Werkzeug sein, um ein erstes Textverständnis zu erlangen. Das Ergebnis von MT (machine translation) durch einen professionellen Linguisten nachbearbeiten zu lassen, könnte eine Option sein. Dennoch bleibt es fraglich, ob diese Methode schneller oder sparsamer ist, als gleich einen erfahrenen Übersetzer zu beauftragen. Wer will schon automatisierte und mechanische Botschaften als Ausdruck seiner individuellen Marke?

Was macht eine gute mehrsprachige Unternehmenskommunikation aus?

Sie darf dem Unternehmer keine zusätzliche Arbeit verursachen. Er muss damit seinen Umsatz steigern und nicht durch Fehlübersetzungen riskieren. Übersetzer sollten so in die Firmenstruktur integriert werden, dass Prozesse automatisch ablaufen, ohne den Ablauf zu stören. Die Absatzmärkte sollen sich sogar noch vergrößern. Eine solide mehrsprachige Unternehmenskommunikation ist unsichtbar, läuft im Hintergrund mit und fällt nicht durch Fehler auf. Sie ist in der Umsatz- und Gewinnsteigerung direkt messbar. Und zu guter Letzt verhindern wir Übersetzer das Hineintappen in Sprachfallen. Ein sehr gutes Beispiel ist das seit einiger Zeit bei Vortragenden so gern verwendete „am Ende des Tages“. Am Ende des Tages ist es im Deutschen nämlich nur eines: dunkel. Die englische Metapher „at the end of the day“ bedeutet „letzten Endes“, „schließlich“. Für die meisten Deutschen ist das „Ende des Tages“ also keine rhetorische Figur, sondern nichts anderes als der Abend. Die Verwendung im Sinne von „schließlich“ ist ein Anglizismus.

So gelingt internationale Unternehmenskommunikation

  • Erfahrene und mit dem Tätigkeitsfeld des Unternehmens vertraute Sprachmittler buchen.
  • Ein klares Briefing geben und regelmäßigen, konstruktiven Austausch während der Zusammenarbeit sicherstellen.
  • Gemeinsam mit dem Profi auf das angestrebte Ergebnis hinarbeiten.
  • Treu bleiben! Lieber in die Beziehung zu den Experten investieren, zum Beispiel durch Einladen ins Unternehmen. Gute Übersetzer sind schwer zu finden „and are worth their weight in gold“, sagt Daniela Gotta.

Übersetzer sind:

  • exzellent im schriftlichen Ausdruck
  • arbeiten nach dem Vier-Augen-Prinzip
  • Spürhunde, die jeden Buchstaben und jedes Komma verstehen wollen
  • Problemlöser und Brückenbauer der Kommunikation Aufpasser,
    die vor Assoziationsfallen schützen und beim Leser keine falschen Bilder entstehen lassen
  • unschätzbar wertvolle Partner fürs internationale Geschäft
  • Spezialisten im Einarbeiten in Fachgebiete. Darauf sind sie trainiert 

Die Fragen stellte

Birgit Arens,
IHK Offenbach am Main

Kontakt

Daniela Gotta
Telefon 0171-7877311
gotta@danilingua.de
www.danilingua.de