Ein Baustein wertschätzender Unternehmenskultur

Vier Arbeitstage sind genug

2022 berichtete die Presse von einem Experiment: Britische Unternehmen testeten die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohn. Bei dem 2017 in Offenbach gegründeten Unternehmen BLUPRNT wurde nie anders gearbeitet.

BLUPRNT-Geschäftsführer Dinu Manns hat Computerspiele programmiert, stieg gleich nach dem Abitur als IT-Gruppenleiter in einem Bankhaus ein, designte Internetauftritte, beriet zu SAP-Software oder zu E-Commerce. „In mir war immer ein Tauziehen zwischen Kreativität und Technik oder anders gesagt, zwischen Kunst und Informatik“, sagt er.

Mit 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konzentriert er sich nun darauf, digitale Arbeitsplätze zu optimieren. „Wir sprechen mit den Teams unserer Kunden, analysieren ihre Arbeitsweisen und finden heraus, wie sie Prozesse vereinfachen und verbessern können. Unser Fokus dabei ist die User Experience, also die Nutzererfahrung bei der Arbeit mit digitalen Tools und Software. Als Entwickler oder Programmierer werden wir nicht aktiv. Dafür haben wir kompetente Partner in unserem Netzwerk, die wir empfehlen.“ Auf der BLUPRNT-Website steht anschaulich: „Wir befreien Menschen von sinnloser Arbeit.“

Dinu Manns verlängert die Wochenenden für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat gute Erfahrungen damit gemacht. / Fotos: BLUPRNT

Heiliger Freitag

Diese Dienstleistung ist stark gefragt: „Das Team hat wirklich gut zu tun und es gibt viele Anfragen“, sagt Manns. Trotzdem oder gerade deshalb hat jedes Wochenende bei BLUPRNT drei Tage. Denn qualifizierte Fachkräfte, wie der Unternehmer sie braucht, kommen und bleiben seiner Erfahrung nach nur, wenn sie einer sinnstiftenden Tätigkeit bei einem attraktiven Arbeitgeber nachgehen können. „Vollzeit bedeutet für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 32 Wochenarbeitsstunden an vier Tagen. Für mich heißt es, dass ich 20 Prozent mehr Menschen beschäftigen kann. Der Freitag ist heilig. Das respektieren auch unsere Kunden“, versichert er. Am Donnerstagabend sollen alle fertig sein. Arbeite jemand noch nach 18 Uhr, frage er schon mal: „Ist nicht Zeit für Feierabend?“ oder: „Brauchst du Hilfe?“ Freelancer und Partnerunternehmen helfen Auftragsspitzen zu bewältigen und werden als erweitertes Team betrachtet. Wenn es nach Manns geht, wächst seine Belegschaft allerdings möglichst bald weiter.

Geld gegen Zeit?

„Wir leben im Zeitalter der Wissensarbeit. Mehr als vier Tage pro Woche vorm Bildschirm zu verbringen, ist nicht gesund“, ist der Geschäftsführer überzeugt. Er erhalte wenig Krankmeldungen. Das Wochenende sei dafür da, Leidenschaften auszuleben, sich zu erholen oder weiterzuentwickeln.

Dabei liege das Gehaltsniveau bei BLUPRNT nicht niedriger als in vergleichbaren Unternehmen. Natürlich gebe es Einstiegsgehälter, aber teilweise zahle er überdurchschnittlich. „Die Gleichung Geld gegen Zeit muss man infrage stellen“, findet Manns. „Die Menschen sind mit der Vier-Tage-Woche glücklicher und produktiver. Sie erreichen ihre angestrebten Resultate.“ Zusätzlich zum Gehalt bekommen alle im Team den gleichen erfolgsabhängigen Jahresbonus. Sieben Wochen Urlaub, betriebliche Altersvorsorge, ein Gesundheitsbudget sowie Weiterbildungs- und -entwicklungsmöglichkeiten sprechen ebenfalls für den Arbeitgeber BLUPRNT.

Das Gemeinsame pflegen

Zur Unternehmenskultur gehört, dass die Geschäftsräume in unterschiedliche Bereiche für die jeweiligen Arbeitsbedürfnisse unterteilt sind, vom ruhigen Großraumbüro über einen Raum für Meetings und Workshops bis zur schalldichten Telefonkabine. Jede Woche finden montags und donnerstags Team-Meetings statt, zudem eine monatliche Retrospektive in entspannter Atmosphäre. Dabei geht es nicht nur ums Planen oder um Diskussionen, wie Aufgaben verteilt und erledigt werden, sondern gerade auch um die Stimmung im Unternehmen. Damit sie positiv ist und bleibt, lädt Manns darüber hinaus zu Events außerhalb der Arbeitszeit ein – sei es eine gemeinsame Kanufahrt, ein Fest oder sogar ein Team-Ausflug nach Gran Canaria.

Kein Zurück geplant

Im Februar informierte die Deutsche Presseagentur (dpa) zum Ausgang des Experiments in Großbritannien: Von den 61 Unternehmen, die es mit der Vier-Tage-Woche versucht haben, wollen 56 sie behalten. Einige haben das Modell schon fest eingeführt. Zur Fünf-Tage-Woche zurückzukehren, ist auch für Dinu Manns keine Option. „Unser Experiment ist seit mehr als fünf Jahren erfolgreich“, sagt er.

www.bluprnt.de

Autorin

Birgit Arens
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