Handlungsspielräume sichern und Technologieoffenheit fördern

Transformationsbündnis von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft

Beim Offenbacher Dialog am 28. März 2023 in der IHK Offenbach am Main mit rund 120 Gästen diskutierten Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, wie die Unternehmen die Transformation zum klimafreundlichen und ressourcenschonenden Wirtschaften meistern können.

Im Beisein von Wolf Matthias Mang (l.), Geschäftsführer der Arno Arnold GmbH sowie Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V., IHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller und IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Weinbrenner (r.) trug sich Gastredner Professor Dr. Henning Vöpel (2. v. l.) in das Gästebuch der IHK Offenbach am Main ein. / Fotos: IHK

IHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller fasste die Herausforderungen in ihrer Begrüßung zusammen: „Die Transformation ist für die Wirtschaft von existenzieller Bedeutung und der Handlungsdruck für alle Akteure ist groß. Ohne Energie – sicher, bezahlbar und nachhaltig – funktioniert Wirtschaft nicht.“

Die Politik habe die Ziele gesetzt: Mit einem kompletten Umbau der europäischen Wirtschaft soll Europa bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Hierzu müssen die CO2-Emissionen in drei Jahrzehnten auf nahezu null reduziert werden. Deutschland soll spätestens 2045 klimaneutral sein. Bereits bis 2030 müssen die Treibhausgasemissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden.

Schoder-Steinmüller betonte: „Einigkeit besteht über die Ziele der Nachhaltigkeit und Klimaneutralität sowie die Chancen der Transformation. Bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele müssen die drei Dimensionen – die wirtschaftliche, die soziale und die ökologische Dimension – in ausgewogener Weise berücksichtigt werden. Neben den Rahmenbedingungen braucht es einen Konsens, wie realisierbare Lösungen vorangetrieben werden können. Eine ergebnisoffene Diskussion zu Technologien und Energieträgern ist ebenso erforderlich wie Handlungsspielräume und Zeit, um Innovationen zu entwickeln.“ Die IHK-Präsidentin forderte: „Wir müssen Marktmechanismen stärken und Regulierung abbauen, damit Investitionen getätigt werden und sich rechnen. Das geht mit einer technologieoffenen Förderungspolitik der Unternehmen und einem intensiven Wissenstransfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft einher.“

Moderiert von IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Weinbrenner (l.) diskutierten beim Offenbacher Dialog Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (2. v. l.), Gastredner Professor Dr. Henning Vöpel (2. v. r.) und Wolf Matthias Mang (r.), Geschäftsführer der Arno Arnold GmbH sowie Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V.

Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor des Centrums für Europäische Politik (cep) in Freiburg/Berlin, skizzierte in seinem Impulsvortrag: „Ein großes Ziel muss schnell erreicht werden. Doch durch Regulierung allein erzeugen wir Deformation, keine Transformation. Wir brauchen mehr politischen Pragmatismus, unternehmerische Intelligenz und technologische Innovation.“

Anschließend diskutierten auf dem Podium Prof. Dr. Vöpel, der hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, Tarek Al-Wazir, und für die regionale Wirtschaft Wolf Matthias Mang, Geschäftsführer der Arno Arnold GmbH sowie Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e. V. IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Weinbrenner moderierte.

Der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir sprach sich dafür aus: „In Zeiten wie diesen brauchen wir den Mut, neue Wege zu gehen. Die Landesregierung hat diese Herausforderung angenommen, ebenso wie sich viele Unternehmen auf den Weg gemacht haben. Denn sie haben verstanden, dass Klimaschutz heute die Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit und Erfolg ist. Mit der Weiterentwicklung unseres Standorts in Richtung Nachhaltigkeit sichern wir unseren Wohlstand und erschließen uns neue Chancen. Dazu brauchen wir Innovationen auf vielen Gebieten. Deshalb fördert Hessen gezielt Start-ups und ihre Vernetzung mit bestehenden Unternehmen und Forschungseinrichtungen.“

Wolf Matthias Mang betonte: „Evolution ist das Stichwort: Strukturwandel muss staatsfern passieren. Wir brauchen konsequent Technologieoffenheit und möglichst viel Marktwirtschaft bei der Weiterentwicklung unserer Gesellschaft und Volkswirtschaft hin zu Treibhausgasneutralität und Ressourcenschonung bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum.“ Mang richtet sich an die Politik: „Das wird nur als dezentraler Suchprozess innerhalb weiter staatlicher Leitplanken gelingen können und sicher nicht mit immer mehr Bevormundung und Überregulierung. Es war wichtig, dass die Zulassung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren auch nach 2035 durchgesetzt wurde, wenn sie klimaneutrale E-Fuels tanken. Auch ein pauschales Verbot von Gasheizungen ist ökologisch nicht zu rechtfertigen, denn auch sie können klimaneutrale Gase nutzen.“

Die IHK-Präsidentin fasste zum Abschluss zusammen: „Es wird ein langer, herausfordernder Weg. Wir müssen uns als Unternehmen, als Wirtschaft insgesamt von den Krisen erholen und gleichzeitig klimaneutral werden. Diese Transformation wird nur mit gemeinsamer Kraftanstrengung und einer angemessenen Lastenverteilung im Bündnis von Wirtschaft, Politik und Wissenschaft gelingen.“

Mehr politischer Pragmatismus, unternehmerische Intelligenz und technologische Innovation sind laut Gastredner Professor Dr. Henning Vöpel notwendig, damit die Transformation zum klimafreundlichen und ressourcenschonenden Wirtschaften gelingt.