Beruflicher Neuanfang im Netz

Onlinehandel nebenberuflich gestartet

Corona hat auch Chancen eröffnet. Ines-Désirée Gerlach hat ihre genutzt. Als ihr Arbeitgeber Kurzarbeit anmeldete, zögerte sie nicht lange und verwirklichte ihren Traum von einer eigenen Schmuckmarke Inezirae.

Für Ines-Désirée Gerlach ist es grundlegend, dass der Schmuck ihrer Marke Inezirae fair hergestellt wird und nachhaltig ist. / Foto: Inezirae

„Die Idee für meine eigene Schmuckmarke hatte ich schon lange. Das war sozusagen ein Kindheitstraum. Von Anfang an stand fest, dass ich meinen Schmuck online verkaufen möchte. Ich war überzeugt, dass ich meine Zielgruppe so am besten erreiche“, berichtet Gerlach. Sie gründete 2018. Aber erst in der Pandemie kam sie dazu, Onlineseminare zu besuchen und ihren Internet-Shop zu professionalisieren.

„Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass ein direkter Vertriebsweg am Anfang hilft, um die Zielgruppe gründlich kennenzulernen. Das macht es anschließend einfacher, sie genau anzusprechen“, hat sie gelernt. Deswegen verkauft sie ihren Schmuck inzwischen auch in Kooperation mit einem Geschäft in der Nähe von Madrid. „Dort sehe ich, wie die Kollektionen bei den Kundinnen ankommen. Dieses Wissen übertrage ich auf meinen Webshop“, berichtet sie. Zusätzlich präsentiert sie ihre Kollektionen auf Veranstaltungen, verbessert ihr Netzwerk in der Region und wirbt in sozialen Medien. „Das Kundenvertrauen gewinnt man nicht über Nacht. Man muss es sich erst aufbauen. Für Inezirae interessieren sich vor allem Frauen zwischen 30 und 50 Jahren, die Wert auf außergewöhnliche, nachhaltig und fair produzierte Schmuckstücke legen. Es geht ihnen nicht um das neueste modische Accessoire, sondern um ein zeitloses Schmuckstück mit Bedeutung, das sie für sich selbst oder als Geschenk für einen lieben Menschen kaufen“, erklärt sie.

Online geht’s flexibler und günstiger

Die Gründerin hat unter anderem in Deutschland und Asien im Marketing, später als Produktmanagerin eines Automobil- und Industriezulieferers gearbeitet. „2015 war in Asien schon deutlich zu sehen, wie wichtig das Thema Digitalisierung, gerade bezogen auf mobile Endgeräte, ist. Da steckte das Thema bei uns in Deutschland noch in den Kinderschuhen“, sagt sie. „Nur im Onlinehandel konnte ich als Angestellte nebenberuflich gründen. Im Internet habe ich Flexibilität, kann ausprobieren. Gerade in der Entwicklungsphase wirft man Konzepte und Strategien gerne mal über den Haufen. Nicht zuletzt sind natürlich die Fixkosten für einen Webshop deutlich niedriger als für ein Ladengeschäft.“

Faire Qualität

Ihren Schmuck lässt Gerlach in Thailand produzieren, wo sie zwei Jahre gelebt hat. „Dort habe ich meine ersten Designs kreiert. Mir ist die Nähe zu meinen Herstellern wichtig. Ich möchte wissen, wer meinen Schmuck unter welchen Bedingungen herstellt, wie die Qualität ist und woher die Rohstoffe kommen. Damit Inezirae noch nachhaltiger und die Lieferkette kürzer wird, möchte ich zu einem Hersteller in Europa wechseln, der meine Vorstellungen von Qualität und Nachhaltigkeit teilt. Die verwendeten Materialien sollen zum Beispiel recycelt und konfliktfrei sein“, erwartet sie. (Anm. der Redaktion: verantwortungsbewusst beschafft und finanziert)

Sowohl mit der Schmuckherstellung als auch mit dem Onlinemarketing hat sich Gerlach intensiv befasst. 2018 hat sie in Singapur einen Abschluss in Fine Jewellery Design erworben. „Ich habe gelernt, Designs manuell und mit Hilfe von 3-D-Programmen zu planen und zu entwerfen. Außerdem bringt mir ein pensionierter Goldschmied einige Techniken bei. Zum Thema Onlinemarketing habe ich Seminare belegt und halte mich auf dem Laufenden.“ Eine Agentur hat sie bei der Webseiten-Gestaltung unterstützt. „Es war ein langer Weg zum für mich richtigen Shopsystem. Zwei musste ich verwerfen. Das jetzige ist sehr intuitiv. Solange nicht programmiert werden muss, kann ich das meiste selbst umsetzen“, erklärt sie.

Nicht einfach, aber aussichtsreich

Für 2023 hat sich die Onlinehändlerin vorgenommen, ihren Shop und ihre Marke in Deutschland weiter zu etablieren. „Meine Marke soll stärker wahrgenommen werden, besonders dafür, dass ihr Schmuck nachhaltig produziert wird und auch nachhaltig getragen werden kann. Ein Beispiel aus meiner Mari-Kollektion zeigt den Mehrfachnutzen meiner Schmuckstücke: Das Fußkettchen kann im Winter als Armband getragen werden.“ Um all ihre Ideen und Pläne verwirklichen zu können, plant sie, eine studentische Aushilfe für das Onlinemarketing einzustellen. Außerdem möchte sie mit Influencerinnen oder Influencern kooperieren.

In der Pandemie seien Onlineshops wie Pilze aus dem Boden gesprossen, nicht alle mit seriösen Absichten. „Es gibt viele Drop-Shipping-Accounts (Anmerkung der Redaktion: Händler hat kein Lager, sondern lässt Hersteller oder Großhändler direkt an den Kunden liefern), die nur auf Gewinnmaximierung und das schnelle Geschäft aus sind. Das registrieren die Kunden. Sie sind vorsichtiger bei Onlinekäufen, insbesondere wenn es um neue und unbekannte Marken geht“, erkennt sie die Herausforderung, lässt sich aber nicht abschrecken. „Sicher ist es online oder generell mit einem neuen Business nicht immer einfach. Aber man sollte nicht gleich aufgeben und sich vor allem trauen, Fehler zu machen. Nur wer Fehler macht, kann daran wachsen.“

www.inezirae.com

Autorin

Birgit Arens
Telefon 069 8207-248
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Kontakt

Ines-Désirée Gerlach
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